Vier Millionen Euro hat die Evangelische Heimstiftung währen der ersten Coronawelle zusätzlich für Schutzausrüstung ausgegeben. Gleichzeitig hatte das Unternehmen fünf Millionen Euro Mindereinnahmen. Der Rettungsschirm der Pflegeversicherung hat diese Kosten aufgefangen. Und auch die sechs Millionen Euro für die Coronaprämie sind mittlerweile eingegangen. Das Unternehmen ist dankbar für die Finanzspritze – mahnt aber an, dass Einmalaktionen die bevorstehende Struktur- und Finanzreform nicht ersetzen können.
Auch wenn sich Lieferketten und das Preisniveau mittlerweile wieder normalisiert haben: Im Frühjahr 2020 waren Schutzmasken und Desinfektionsmittel Mangelware und wenn, dann nur für horrende Preise zu bekommen. „Der Gesundheitsschutz unserer Mitarbeitenden und Bewohner ist und bleibt Priorität“, sagt Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung, „deshalb haben wir keine Mühen und Kosten gescheut, die notwendige Schutzausrüstung zu besorgen“. Insgesamt vier Millionen Euro hat es zusätzlich gekostet, um alle 145 Einrichtungen der EHS zwischen März und Juli zu versorgen.
Gleichzeitig hatte die EHS im Zeitraum März bis Juli Mindereinnahmen in Höhe von fünf Millionen Euro zu verzeichnen, etwa durch die Schließung von Tagespflegen oder Quarantänebestimmungen für Pflegeheime. Diese Zusatzkosten – also Mindereinnahmen und Mehrausgaben – konnten Unternehmen melden, die unter dem Rettungsschirm der Pflegeversicherung nach §150 SGB IX fallen – so auch die EHS. Nun kam die Überweisung.
Im August konnte die EHS außerdem 6.500 Mitarbeitenden die Coronaprämie überweisen, die in Baden-Württemberg vollständig von Bund, Land und Pflegekasse finanziert wird. Auch dieses Geld ist mittlerweile angekommen – insgesamt weitere sechs Millionen Euro. „Wir sind den Entscheidungsträgern auf Bund- und Landesebene für den Rettungsschirm und für die Prämie dankbar“, sagt Schneider, „und auch wenn wir nicht immer gleicher Meinung sind: Diesmal hat Minister Spahn gezeigt, dass ihm gute Pflege in Deutschland etwas wert ist“.
Rettungsschirm und Einmalzahlung ersetzen nicht langfristige Strukturreform
Gleichwohl ist gute Pflege auch in Nichtkrisenzeiten systemrelevant. Und einmalige Finanzspritzen werden das Problem nicht lösen. Denn Pflege braucht langfristig bessere Rahmenbedingungen und die sind nur durch eine grundlegende Finanz- und Strukturreform des Pflegesystems realisierbar. „Dafür werden wir uns weiterhin mit Kraft und Engagement einsetzen“, verspricht Schneider. Die bundesweite Initiative Pro-Pflegereform hat gemeinsam mit dem Bremer Gesundheitsexperten Prof. Dr. Heinz Rothgang ein entsprechendes Reformkonzept auf dem Tisch gelegt. „Jetzt ist die Politik am Zug, den Mut aufzubringen, die Reform zu starten“. Weitere Informationen unter www.pro-pflegereform.de.