Bürgerpflicht Coronaimpfung - Erste Impfdurchbrüche in Pflegeheimen – EHS fordert jetzt die Impfpflicht

Bei den Bewohnerinnen und Bewohnern der Pflegeheime liegt die Impfquote bei nahezu 100 Prozent – bei Mitarbeitenden ist mit durchschnittlich weniger als 70 Prozent noch deutlich Luft nach oben. Aufklärung, Beratung und viele freundliche Appelle haben bislang nicht den notwendigen Erfolg gebracht: Jetzt muss das Impfen zur Bürgerpflicht werden.

„Die meisten Pflege- und Betreuungskräfte sind sich ihrer Verantwortung im Umgang mit den besonders gefährdeten Menschen in Pflegeheimen bewusst“, betont Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung. Sie haben sich deshalb umfassend mit dem Thema beschäftigt und in den meisten Fällen für eine Corona-Schutzimpfung entschieden. Aber das reicht nicht, wie die ersten Impfdurchbrüche zeigen.

Es war zu befürchten und ist jetzt auch aktuell so eingetreten: Mitarbeitende, die sich gegen eine Impfung entschieden hatten, kommen nach dem Urlaub zurück und tragen das Virus, trotz vorherigem negativem Testergebnis, in ihr Pflegeheim. Dort trifft es auf andere nicht geimpfte Mitarbeitende, die sich dann ebenfalls infizieren. Bevor diese Infektionskette durch die Tests festgestellt und unterbrochen werden kann, kann es zur Ansteckung von Heimbewohnern kommen, die trotz doppelter Impfung teilweise auch schwer erkranken. „Wir müssen dieses Gesundheitsrisiko weiter minimieren und dafür sorgen, dass die Impfquoten unter den Mitarbeitenden nocheinmal deutlich nach oben gehen“, erklärt Schneider.

Die Evangelische Heimstiftung war lange überzeugt, dass es richtig ist auf Beratung, Information und niederschwellige Impfangebote zu setzen, aber dieses Potential scheint jetzt ausgeschöpft zu sein. „Ich bin ziemlich sicher“ sagt Schneider, „dass diejenigen Mitarbeitenden, die sich bislang noch nicht für eine Impfung entscheiden konnten, ihre Meinung auch in den nächsten Wochen nicht ändern werden. Deshalb muss der Gesetzgeber jetzt für eine Impfpflicht sorgen.“

Es ist nach Überzeugung der Heimstiftung nicht zu verantworten, dass alte Menschen trotz Impung angesteckt werden und schwer erkranken, weil sich einige Beschäftigte in der Pflege nicht impfen lassen wollen. Gesundheitliche Gründe, die gegen eine Impfung sprechen und die ärztlich bescheigt werden, müssen natürlich akzeptiert werden. Aber letzlich muss in unserer Gesellschaft das Wohl und die Gesundheit der Schwächsten der entscheidende Maßstab sein.

Mit der Impflicht muss auch die Pflicht eingeführt werden, dem Arbeitgeber den jeweils aktuellen Impfstatus mitzuteilen. Es ist schon von Anfang der Coronapandemie an unverantwortlich, eine aktive Informationspflicht, die Leben retten kann, hinter datenschutzrechtliche Bedenken zurückzustellen. Wie sollen Bewohner und Mitarbeitende wirksam geschützt werden, wenn es nicht einmal verlässliche Informationen über den Impfstatus gibt.