„Die Masken in den Pflegeheimen müssen fallen“ - Evangelische Heimstiftung fordert spürbare Lockerungen für geimpfte Mitarbeitende

Die neueste Coronaverordnung sieht erste Lockerungen für Pflegeheime vor. Das begrüßt die Evangelische Heimstiftung, allerdings beziehen sich die Lockerungen fast nur auf die Bewohner. Mitarbeitende wurden diesmal vergessen, dabei leisten sie seit über einem Jahr Unglaubliches und tragen jede Einschränkung loyal mit. Das ist nicht mehr tragbar, findet die EHS und fordert rasche und spürbare Lockerungen für geimpfte Pflegende.

Nach wie vor sind viele Bereiche des öffentlichen Lebens durch die Coronapandemie eingeschränkt. Das ist nachvollziehbar, denn die Inzidenz steigt und gleichzeitig ist die Impfquote in der Gesamtbevölkerung noch niedrig. Doch in Pflegeheimen sieht die Welt diesmal ganz anders aus: hohe Impfquoten, eingeübte und funktionierende Schutz- und Testkonzepte und so gut wie keine Inzidenzen. Bei der Evangelischen Heimstiftung etwa liegt die Zweitimpfquote unter allen Bewohnerinnen und Bewohnern bei über 80 Prozent. Rechnet man wie in der Coronaverordnung vorgeschrieben auch die Genesenen dazu, haben die allermeisten Pflegeheime sogar eine Impfquote von über 90 Prozent.

Dass in diese Situation Lockerungen für Pflegebedürftige in Heimen beschlossen wurden, ist nachvollziehbar. Es sind mehr Besuche von mehreren Personen möglich und bei geimpften Personen kann im Einzelzimmer sogar auf Maske und Abstand verzichtet werden. „Das ist richtig gut, so sind wieder Nähe und Gemeinschaft möglich“, erklärt Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider, „und unsere Mitarbeitenden freuen sich sehr für die Pflegebedürftigen“.

Gleichzeitig fühlen sich die Pflegekräfte aber von der Politik vergessen. Immer häufiger bekommen Hausdirektionen in der Evangelischen Heimstiftung den Ärger und den Frust ihrer Mitarbeitenden mit – zurecht, denn es ist nicht nachvollziehbar, warum die einzige Erleichterung für geimpfte Mitarbeitende darin besteht, sich nur noch einmal statt bisher dreimal wöchentlich testen zu lassen. Die größte Belastung für Pflege- und Betreuungskräfte ist nach wie vor der Zwang zum Tragen einer FFP2-Maske. Es ist nicht mehr vermittelbar, dass geimpfte Mitarbeitende fast den ganzen Tag weiterhin mit den belastenden FFP2-Masken arbeiten müssen, obwohl 90 Prozent der Bewohner und über 50 Prozent der Mitarbeitenden geimpft sind.

„In letzter Zeit kommen immer mehr Überlastungsanzeigen bei uns an“, berichtet Schneider, „mit sehr kritischen, aber durchaus berechtigten Fragen“. Einige Beispiele:

  • „Wenn Angehörige ohne Masken Besuche machen können, warum dürfen wir dann nicht endlich wieder unser Gesicht zeigen?"
  • „Warum habe ich mich überhaupt impfen lassen?“
  • „Wie lange soll die Maskenpflicht überhaupt noch andauern? Das Virus wird noch Jahre in unserer Gesellschaft präsent sein.“
  • „Wenn die Masken im Pflegeheim trotz hoher Impfquoten jetzt nicht fallen, wann dann? Sollen wir zukünftig immer damit arbeiten? Das geht doch nicht, dann schmeißen wir hin. Jeder, der es noch nicht gemacht hat, soll mal eine Schicht mit FFP2 arbeiten – das ist kein Vergnügen.“
  • „Seit Monaten ringen wir bei der Pflege sprichwörtlich um Luft, zum Schutz unserer Bewohner. Dafür waren die FFP2-Masken absolut notwendig. Aber jetzt, bei fast 90 Prozent geimpften Bewohnern? Das versteht niemand mehr.“

Es ist überall spürbar: Frust und Unverständnis nehmen zu, die Stimmung ist am Kippen. Deshalb fordert die Evangelische Heimstiftung baldige, spürbare Lockerungen für geimpfte Mitarbeitende in Pflegeeinrichtungen. „Sozialminister Lucha muss nachbessern und sofort die FFP2-Maskenpflicht aufheben“ fordert Schneider. Lockerungen für Geimpfte würden nicht nur eine Erleichterung der belastenden Arbeit von Pflegekräften bedeuten, sondern womöglich auch Unentschlossene motivieren, sich doch noch impfen zu lassen. „Unsere Mitarbeitenden haben seit über einem Jahr jede politische Entscheidung tapfer und loyal mitgetragen. Sie leisten in der Coronapandemie jeden Tag rund um die Uhr Unglaubliches – jetzt müssen endlich Lockerungen her, die an der Basis auch ankommen“, fordert Schneider.