Gebt der Pflege das Lächeln zurück! Heimstiftung fordert Eigenverantwortung und Normalität für Pflegeheime

Morgen ist internationaler Tag der Pflege. Es wird wieder geklatscht, geehrt, gedankt und beglückwünscht. Gleichzeitig wird der Pflege ein Lockdown aufgezwungen. Draußen feiern ungeimpfte Menschen ohne Abstand und Maske, drinnen werden gesunde, viermal geimpfte Pflegebedürftige eingesperrt. Das ist ungerecht, unsolidarisch, inakzeptabel – und muss sich dringend ändern.

 

„Was für eine schöne, coronafreie Welt sehen wir doch, wenn wir auf Konzerte, Hochzeiten, Shoppingcenter und Sommerfeste schauen“, sagt Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung. Und ganz egal, ob drinnen oder draußen: Es gibt keine Impfpflicht, keine Maskenpflicht, keine Abstandsgebote, keine Teststationen mehr. Wer verschnupft ist, geht zum Arzt, wer krank ist, bleibt zuhause. „Da draußen ist Corona quasi nicht mehr da“.

„Der schnellste Weg in eine Parallelwelt ist die Tür zum Pflegeheim“, sagt Schneider. Mitarbeitende und Besucher müssen ständig FFP2-Masken tragen, sich regelmäßig testen, viermal geimpfte Bewohner werden tagelang ins Zimmer eingesperrt, auch wenn sie keine Symptome haben – die sogenannte Kohortenisolation, in Worten der Gesundheitsämter. „Wir haben Menschen bei uns, die haben seit zwei Jahren kaum ein Gesicht, ein Lächeln gesehen, nur Masken“, ärgert sich Schneider, „das wirklich unerträglich“.

Die Heimstiftung fordert deshalb, dass auch die Pflege, wie alle anderen Bereiche, aus dem Lockdown rausgehen darf. Gesundheitsschutz und Wohlergehen haben selbstverständlich oberste Priorität. Pflegebedürftige haben aber auch ein Rechtsanspruch auf gesellschaftliches Leben, Begegnung und Gemeinschaft und man darf sie nicht auf ihren Schutzbedarf reduzieren. „Die Gesellschaft muss akzeptieren, dass auch alte, pflegebedürftige Menschen ein Grundrecht auf Teilhabe, Selbstbestimmung und Freiheit haben. Das darf ihnen niemand nehmen, nur, weil sie im Pflegeheim leben“, fordert Schneider.

Aus Sicht der Pflege ist die Ungleichbehandlung mittlerweile unerträglich, zuerst bei der Impfpflicht und nun bei den Schutzmaßnahmen. „Der Applaus zum Tag der Pflege wirkt wie reiner Zynismus“, erklärt Schneider, „Pflege braucht nicht nur Dankesworte, sondern endlich wieder das Zutrauen, eigenverantwortlich mit Corona umgehen zu können“. Wenn die Politik überall sonst auf die Vernunft und Eigenverantwortung der Menschen setzt – auch der ungeimpften – dann bitte auch für die Pflegenden, für die ja seit März die Impfpflicht gibt.

Es ist überall spürbar: Frust und Unverständnis nehmen zu, die Stimmung ist am Kippen. Deshalb fordert die Evangelische Heimstiftung, der Pflege die Eigenverantwortung zurückzugeben. Das bedeutet konkret: Keine generelle Maskenpflicht mehr für Mitarbeitende, sondern das Recht, eigenverantwortlich zu entscheiden, wann welche Maske erforderlich ist, etwa bei Infektionsgeschehen o. Ä. Und keine Pflicht mehr für die Mitarbeitenden, Besucher zu kontrollieren und zu testen. „Wir haben lang genug die Arbeit von Teststationen und Kontrolleuren gemacht und Berge von Bürokratie abgearbeitet“, sagt Schneider, „jetzt wollen wir uns endlich wieder um die Menschen kümmern dürfen“.

„Unsere Mitarbeitenden haben seit über zwei Jahren jede politische Entscheidung tapfer und loyal mitgetragen. Sie haben unmissverständlich unter Beweis gestellt, dass sie fundiert, situativ und verantwortlich entscheiden und handeln können“, sagt Schneider, „sie haben ein Recht auf ihre Eigenverantwortung und darauf, ihr Lächeln zu zeigen – der Tag der Pflege wäre ein guter Anlass, ihnen diese Rechte wieder zurückzugeben“.