Die Initiative Pro-Pflegereform nimmt den Internationalen Tag der Pflege zum Anlass, um auf die dringend notwendige Reform der Pflegeversicherung hinzuweisen. Denn ein Sockel-Spitze-Tausch würde das System für Pflegekräfte gerechter und den Pflegeberuf attraktiver machen. Wie die Reform funktioniert erklärt eine brandneue Simpleshow. Damit startet die Initiative eine Info-Kampagne zur aktiven Beteiligung von Angehörigen und Pflegebedürftigen.
Stefan und seine pflegebedürftige Mutter fordern von der Politik, den Sockel-Spitze-Tausch umzusetzen und so die explodierenden Eigenanteile endlich zu begrenzen. Das kurze Erklär-Video, das die Initiative Pro-Pflegereform heute veröffentlicht hat, zeigt an einem Beispiel auf, welche zwei Fehler das Pflegesystem hat und wie sie politisch korrigiert werden können. Passend zum Internationalen Tag der Pflege an diesem Sonntag, 12. Mai, startet die Initiative außerdem eine bundesweite Aktion: Angehörige, Pflegebedürftige und Pflegekräfte können sich mittels einer Postkarte, eines Briefs oder mit dem Erklär-Video über die sozialen Medien an die Politik wenden und den Sockel-Spitze-Tausch einfordern. Ziel ist es, den Sockel-Spitze-Tausch verständlich zu erklären und die Debatte um die dringend notwendige Reform auch mit Betroffenen zu führen und deren Position in die entstehende politische Debatte einzubringen.
Postkarten-Aktion und Erklär-Kampagne gestartet
„Pflegende und Pflegebedürftige dürfen nicht länger gegeneinander ausgespielt werden. Immer mehr Angehörige fordern eine Begrenzung der explodierenden Eigenanteile, unterstützen den Sockel-Spitze-Tausch und fragen, wie sie die den Reformprozess voranbringen können“, erklärt Bernhard Schneider. Der Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung ist auch Sprecher von Pro-Pflegereform, einer bundesweiten Initiative, die 2017 ins Leben gerufen wurde. „Wir wollen deshalb Postkarten und Briefe zur Verfügung stellen, um die Angehörigen zu unterstützen“, sagt Schneider weiter. Das Erklär-Video, die Postkarte und der Brief sind auf der Homepage der Initiative erhältlich.
Sockel-Spitze-Tausch und Abbau der Sektorengrenzen
Der Sockel-Spitze-Tausch bedeutet, das aktuelle System der Pflegeversicherung auf den Kopf zu stellen. Denn derzeit sind die Leistungen der Pflegeversicherung auf einen Sockelbetrag begrenzt. Die nach oben offene Spitze zahlen die Pflegebedürftigen selbst und mit ihr jede Verbesserung, wie bessere Gehälter oder mehr Personal in den Einrichtungen. Und das kann teuer werden. Durch die Reform übernimmt die Pflegekasse alle notwendigen, pflegebedingten Kosten – also die Spitze – und berechnet dem Versicherten den fixen und begrenzten Eigenanteil – also den Sockel.
Gleichzeitig sollen die Sektorengrenzen zwischen ambulant und stationär überwunden und stattdessen das System nach den zwei Prinzipien „Wohnen“ und „Pflege“ einfach und verständlich organisiert werden. Unabhängig davon, wo jemand wohnt (zu Hause, im Betreuten Wohnen oder Pflegeheim), übernimmt also die Pflegeversicherung Grundpflege und Betreuung, die Krankenkasse Behandlungspflege und Rehabilitation und der Versicherte zahlt die Hotelkosten.
Systemreform kommt Pflegekräften und Pflegebedürftigen zugute
Diese Reform macht das System nicht nur für Pflegebedürftige, sondern gerade für Pflegekräfte gerechter und hat drei große Vorteile: erstens wirkt man Dumpinglöhnen und schlechter Pflege entgegen, weil sich der Wettbewerb dann an der Qualität orientiert und nicht mehr am Preis; zweitens wird der Pflegeberuf attraktiver, weil die Rahmenbedingungen unabhängig von den Kosten für die Betroffenen verbessert werden können; drittens wird gute Pflege wieder bezahlbar und das Risiko der Altersarmut sinkt automatisch.
Zweites Rothgang-Gutachten beschreibt praktische Umsetzung der Reform
Dass diese Reform sinnvoll und umsetzbar ist, hat ein Gutachten des Gesundheitsexperten Prof. Dr. Heiz Rothgang im Mai 2017 im Auftrag der Initiative Pro-Pflegereform gezeigt. Seit Mai arbeitet er, gemeinsam mit Experten aus der Initiative, an einem zweiten Gutachten. Die Schwerpunkte sind nun die Umsetzung des Sockel-Spitze-Tauschs und die dafür notwendigen Reformschritte. Zwei Resonanzgruppen treffen sich dafür regelmäßig in Bremen und Berlin, sodass das Gutachten im Herbst 2019 vorliegt.
Parallel zu dieser fachlichen Diskussion startet die Initiative nun eine Info-Kampagne #NeustartPflege für Pflegebedürftige, Angehörige und Pflegekräfte. Ziel ist es, den Sockel-Spitze-Tausch verständlich zu erklären und die Debatte um die dringend notwendige Reform an die Basis zu bringen. „Erst wenn die Politik spürt, dass es hunderttausende Wählerinnen und Wähler sind, die von der ungerechten Pflegepolitik betroffen sind und Abhilfe fordern“, ist sich Schneider sicher, „wird etwas geschehen“.
Nach fast 30 Jahren Pflegeversicherung wird es Zeit, diese neu zu erfinden und ein paar Geburtsfehler zu korrigieren. So schwer ist das gar nicht, wie die Simpleshow zeigt. Sie kann hier eingesehen werden: www.pro-pflegereform.de