Sie soll den Startschuss für eine neue Generation des Wohnens und Lebens im Alter geben: die LebenPLUS-Residenz in Bönnigheim. Derzeit entwickelt ein interdisziplinäres Team das Projekt rund um die Themen Quartiersarbeit, Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Architektur. Zum ersten Mal hat die Evangelische Heimstiftung heute in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung darüber berichtet und ein unabhängiges Bürgergutachten vorgestellt. Doch noch ist das Projekt nicht in trockenen Tüchern.
Wie wollen wir zukünftig im Alter leben? Wie möchten wir wohnen, wenn wir Pflege- und Unterstützungsbedarf haben? Und was brauchen wir, um weiterhin selbstständig zu bleiben und am gesellschaftlichen Leben teilzunehmen? Von diesen Fragen lässt sich die Evangelische Heimstiftung (EHS) lenken, wenn neue Produkte und Dienstleistungen entwickelt werden. In Bönnigheim hat sich die EHS nun einer besonderen Herausforderung angenommen: „Wir wollen ein neues Kapitel in der pflegerischen Infrastruktur aufschlagen“, erklärt Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider „und zwar mit allem, was dazu gehört: Wohnformen, technische Assistenzsysteme, Unterstützungsangebote, Einbindung von Ehrenamt, Quartiersarbeit, Nachhaltigkeit und natürlich gute Pflege“.
Die LebenPLUS-Residenz in Bönnigheim
Zuständig für die Entwicklung des neuen Angebots ist eine interdisziplinäre Projektgruppe seit Sommer 2019. Sie besteht aus Experten aus den Bereichen Pflege und Betreuung, Architektur und Bau, Quartier und Ehrenamt, Kommunikation und Marketing und wird von einem externen Moderator begleitet. Außerdem werden die Bönnigheimer Bürger mit eingebunden. „Wir wollten ihre Ideen und Anregungen erfahren, und zwar sowohl als mögliche Kunden als auch als Angehörige oder Ehrenamtliche“, erklärt Bettina Ongerth, Leiterin der Quartiersentwicklung bei der EHS. Dazu fand bereits im Frühjahr ein zweitätiger Bürgerbeteiligungsprozess statt, unter den Teilnehmenden war auch Bürgermeister Albrecht Dautel. Das entstandene Bürgergutachten wurde heute dem Gemeinderat überreicht.
Entstehen soll in Bönnigheim die allererste LebenPLUS-Residenz und damit Wohn- und Lebensraum für rund 60 Menschen. Angedacht sind verschiedene Wohnarrangements, etwa Wohngruppen, Pflegeappartements oder Wohnungen, die alle geräumig und barrierefrei gebaut sowie technisch modern ausgestattet werden. Auch eine Tagespflege ist eingeplant, ebenso wie ein Quartierstreff, um Ehrenamtlichen und Vereinen, aber auch Schulen und Kindergärten den direkten Zugang zur Residenz zu ermöglichen. Möglich sind auch Räume für externe Dienstleister, etwa Friseure, Therapeuten oder Arztpraxen. Und natürlich wird Wert auf Nachhaltigkeit gelegt, sowohl beim Bau als auch bei der Nutzung. „Mit unserem eigenen Umweltsystem „Grünes Segel“ wissen wir, wie man Einrichtungen ökologisch fit macht und nachhaltig qualifiziert“, erklärt Hauptgeschäftsführer Schneider.
Leuchtturmprojekt sucht nach Finanzierung
Bürgermeister Dautel ist vom Projekt sehr angetan: „Die Herausforderung ist, jetzt vorauszudenken, was in 10-15 Jahren sein wird und wie wir Wohnen im Alter und Altwerden bei uns in Bönnigheim realisieren wollen. Ich freue mich, dass wir das gemeinsam mit der Evangelischen Heimstiftung tun können“. Und auch bei der EHS freut man sich, das Projekt gemeinsam anzugehen. „LebenPLUS wäre sicher ein Leuchtturmprojekt, das bundesweit Beachtung finden wird, weil wir damit nachhaltig, digital und ethisch verantwortungsvoll auf die demographischen Herausforderungen reagieren“, erklärt Schneider.
Doch das Konzept kann nur mit einer Förderung realisiert werden, denn die Mehrkosten, die durch das innovative Konzept entstehen, sind durch die Regelfinanzierung nicht abgedeckt. „Klar ist, dass größere Zimmer und mehr Innovation und Nachhaltigkeit Geld kosten. Klar ist aber auch: Das Angebot muss bezahlbar sein“, sagt Schneider. Die EHS ist guter Dinge, dass sich auch hier eine innovative Lösung finden lässt. So könnte das Projekt für Stiftungen oder Einzelpersoneninteressant sein. „Wir sind aber auch offen für andere Vorschläge“, sagt Schneider, „und zuversichtlich, dass Interessierte auf uns zukommen“.
Ausblick
Derzeit arbeitet die Projektgruppe weiter an die LebenPLUS-Residenz. Die nächsten Schritte sind eine Mehrfachbeauftragung, um das Architekturbüro festzulegen, dann die Ausschreibung, die Baugenehmigung und der Baubeginn. Bis zur Realisierung wird es noch ein wenig dauern – die Erwartungen sind aber schon geweckt.