Fünf Start-ups haben sich bei der Leitungskonferenz der Evangelischen Heimstiftung (EHS) präsentiert. Die Einrichtungen testen nun in einer Pilotphase die Produkte der jungen Gründer und setzen damit weitere Maßstäbe für Innovation in der Pflege und in der EHS.
„Eine tolle Idee setzt Ressourcen frei, die zuvor vielleicht nicht gesehen wurden“, motiviert Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider die Hausdirektionen. „Wir haben zahlreiche eigene Innovationsprojekte wie etwa ALADIEN oder WohnenPLUS – trotzdem wollen wir explizit auch neue Impulse bekommen. Die Zusammenarbeit mit einem oder mehreren der Start-ups ist ausdrücklich gewünscht“. Als Teil der diesjährigen Leitungskonferenz der Evangelischen Heimstiftung (EHS) präsentierten fünf Start-Ups ihre innovativen Konzepte für gute Pflege.
Jede Einrichtung hat nun die Möglichkeit, eine dieser Innovationen zu testen – von der videobasierten App Linders zur Sturzprävention, der Verbesserung der Hygienestandards mit HygnNova und dem individuellen Lieferservice BringLiesel bis hin zu der Quiz-App SuperNurse für Pflegethemen oder innovativen Kommunikationsformen mit Angehörigen von myo – das Angebot ist vielfältig: „Die Angebote der Start-ups überzeugen mich und ich bin gespannt auf die Zusammenarbeit. Wir werden in unserem Haus zunächst die Kommunikations-App testen. Ich denke wir müssen viel mehr und vor allem auch positive Nachrichten an die Angehörigen unserer Bewohner vermitteln“, kommentiert Kristina Baumstark, Hausdirektorin im Haus am Wiesengrund in Albershausen.
Innovations-Marktplatz für individuelle Vereinbarungen
Auf einem interaktiven Marktplatz hatten die Regional- und Hausdirektionen anschließend die Möglichkeit, sich mit den Gründern auszutauschen und konkrete Vereinbarungen zur Kooperation zu treffen. „Es ist uns ein besonderes Anliegen, Bottom-up-Entscheidungen zu fördern, denn gute Impulse kommen oftmals von der Basis. Dort, im direkten Kontakt mit den Bewohnern, findet Pflege statt und dort soll auch Innovation stattfinden“, erklärt Schneider. Auch zu Finanzierungsfragen gibt es eine Lösung: Ein Innovationsfond soll unterstützen und Innovation möglich machen. Die EHS misst der Weiterentwicklung in den Einrichtungen einen hohen Stellenwert zu. „Deshalb sehen wir es als unsere Aufgabe entsprechende Unterstützungsangebote zu etablieren. Die Kooperationen sollen in den nächsten Monaten an den Start gehen. Wir freuen uns und sind gespannt“, resümiert Schneider.
Innovation als Unternehmensstrategie
Innovation hat eine lange Tradition in der EHS. Schon Unternehmensgründerin Dr. Antonie Kraut wollte Neues wagen und die Mitarbeiter an der Basis an diesen Vorhaben nicht nur beteiligen, sondern aktiv einbeziehen. „Wir haben heute durchweg positive Erfahrungen gemacht. Die Regional- und Hausdirektionen waren sehr offen und interessiert an unserem Konzept“, resümiert Sosan Wardak, Innovationsmanagerin des Start-ups BringLiesel. In den kommenden Monaten startet in den Einrichtungen eine Pilotphase mit den gewählten Start-Ups. Produkte, die sich im Pflegealltag bewähren, könnten zukünftig auch EHS-weit zum Einsatz kommen.
Die fünf Start-ups im Überblick
Lindera entwickelt Mobilitätstests zur Sturzprävention mittels Videoanalyse. Mit einer gewöhnlichen Smartphone-Kamera werden etwa 40-sekündige 3D-Video erzeugt, anhand derer die Gangbewegung analysiert wird. Ein Fragebogen zu Persönlichkeit und Wohnsituation ergänzt die Analyse. Diese gibt Empfehlungen für Sturzprävention und Maßnahmenplanung.
Myo ist eine Kommunikationsplattform für den Austausch zwischen Pflegekräften und Angehörigen der Bewohner. „Die Kommunikation schafft Transparenz und Wertschätzung. Pflegekräften leisten so viel – mehr häufig, als von Ihnen erwarten wird – sie sollten das auch an die Angehörigen kommunizieren, denn bei ihnen kommt das häufig gar nicht an“, erklärt Unternehmensgründer Jasper Böckel.
SuperNurse vermittelt spielerisch Fachwissen aus verschiedenen Bereichen der Pflege. Die Quiz-App bietet zeitlich unabhängige Weiterbildung und Festigung von pflegerischem Fachwissen. „Die App schafft zudem einen Austausch zwischen Auszubildenden und erfahreneren Kollegen fördern“, findet Cosmina Halmageanu, Hausdirektorin im Haus am Maienplatz in Böblingen.
BringLiesel unterstützt Pflegeteams mit einem Drogerie-Liefer-Service. Dieser versorgt Bewohner mit Dingen des täglichen Bedarfs. Bestellung können nach individuellen Bedürfnissen und Wünschen der Bewohner mit reduziertem Zeitaufwand erfolgen. „Auf diese Art können die Bewohner möglichst selbstbestimmt ihre Produkte wählen und auch in den Bestellprozess integriert werden“, kommentiert Kerstin Wulle, Hausdirektorin des Haus am Bürgergarten in Walheim.
HygNova ADVANCE bietet eine Technologie zum Monitoring der Handdesinfektion in Kranken- und Pflegeeinrichtungen. Ziel ist es die Ausbreitung von Krankenhausinfektionen zu verringern. Die Technologie kommt ohne bauliche Veränderungen vor Ort aus und ist die erste Anwendung ohne tragbaren Sensor. Die Datentiefe der Auswertung kann individuell vereinbart werden, sodass eine vollständige Anonymisierung möglich ist. Personenbezogene Daten werden nicht gespeichert.
Foto: Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider mit den Start-Up-Vertretern in Stuttgart (v.l.n.r.: Benjamin Klein, Social Impact Lab; Martin Schäfer, Prokurist Neue Wohnformen und Dienste EHS; Jasper Böckel, Gründer myo; Christoph Gukelberger, Geschäftsführer BringLiesel; Sebastian Donath, Social Impact Lab, Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer EHS; Judith Ebel, Gründerin SuperNurse; Theresa Ebeling, Gründerin HygNova; Marleen Ebel, Social Media SuperNurse; Sosan Wardak, Innovationsmanagerin BringLiesel; Dr. Ehsan Khaljani, Gründer HygNova)
Quelle: Evangelische Heimstiftung.