Heimstiftung schließt Pilotstudie zu Navel ab. Projekt geht weiter.
Seit einem guten Jahr ist der soziale Roboter Navel in zwei Pflegeheimen der Heimstiftung im Einsatz. Die begleitende Studie ist abgeschlossen. Das Fazit: Soziale Robotik kann die Lebensqualität von Pflegebedürftigen erhöhen, wenn sie sich in den nächsten Jahren konsequent weiterentwickelt. Die Heimstiftung will dranbleiben und hat bereits zwei weitere Navels bestellt.
Der Nutzen von sozialen oder digitalen Innovationen bemisst sich daran, ob sie die Lebensqualität von pflegebedürftigen Menschen erhöhen. Ausgehend von dieser Überzeugung hat die Heimstiftung seit Ende 2023 den sozialen Roboter Navel im Einsatz. Die begleitende, wissenschaftliche Studie wurde vom eigenen Institut für Innovation, Pflege und Alter (IPA) geleitet und erhielt von der Ethikkommission der Evangelischen Hochschule Nürnberg ein positives Votum. IPA-Leiterin Dr. Judith Schoch erklärt, worum es im Kern ging: „Am Ende wollten wir wissen, ob soziale Robotik im Pflegeheim funktioniert und was sie den Menschen bringt – sowohl den Pflegebedürftigen als auch den Mitarbeitenden“.
So sieht die wissenschaftliche Begleitstudie aus
Eingesetzt wurden die beiden Roboter im Haus im Wiesengrund in Albershausen und im Seniorenzentrum Rheinauer Tor in Mannheim, konkret in der Alltagsbegleitung, mehrmals pro Woche, sowohl in Gruppen als auch in Einzelgesprächen. Die Vorstudie bestand aus Interviews mit Leitungskräften und einer Mitarbeiterumfrage. Erhoben wurden die Technikbereitschaft und die Einstellung gegenüber sozialer Robotik. Während des Einsatzes wurden regelmäßig Beobachtungen, Videoaufzeichnungen sowie Interviews mit Bewohnern und Mitarbeitenden durchgeführt. Hier ging es um die Wahrnehmung und das Erleben der Interaktion mit dem Roboter, um das Aussehen, die Beziehung zu Navel, um positive und negative Aspekte sowie Wünsche nach Weiterentwicklung. Die Nachbefragung beinhaltete Interviews mit Leitungskräften und eine Fragebogenumfrage unter Mitarbeitenden.
Das sind die zentralen Erkenntnisse
Zusammenfassen lässt sich die Studie so: Mitarbeitende sehen durchaus das Potenzial des sozialen Roboters, die Lebensqualität der Bewohner zu verbessern und perspektivisch Mitarbeitende zu entlasten. Allerdings nur dann, wenn sich wesentliche Funktionen künftig verbessern: Mobilität, Reaktionszeit sowie Sprach- und Gesichtserkennung. Denn auch wenn Mitarbeitende die positiven Effekte wahrnehmen, ist Navel aktuell noch nicht in der Lage, sich eigenständig fortzubewegen und autonom zu agieren. Diese fehlende Mobilität führt dazu, dass Mitarbeitende eher mehr Zeit brauchen, als dass sie eine Entlastung erfahren. Außerdem wünschen sie sich technische Verbesserungen, eine kürzere Reaktionszeit sowie zusätzliche Funktionen wie Singen bzw. Musikabspielen oder andere Sprachen zu sprechen.
So geht es bei der Heimstiftung mit Navel weiter
Für Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsführer der Heimstiftung, hat sich der Einsatz von Navel mehr als gelohnt: „Wir sind überzeugt, dass wir soziale Robotik künftig auch in der Pflege und Betreuung einsetzen werden und wir wollten wissen, was Navel kann und wo es Nachholbedarf gibt“, erklärt er. Auf diese Basis wird die EHS das Projekt fortsetzen.
Um Langzeiteffekte jenseits des Neuheitseffekts zu analysieren, bleiben die beiden Roboter Emma und Oskar in den Einrichtungen in Albershausen und Mannheim im Einsatz. Zusätzlich werden zwei neue Roboter erworben, die in weiteren Einrichtungen eingesetzt werden. Basierend auf den Studienergebnissen wird Navel weiterentwickelt. Die Heimstiftung plant, die daraus resultierenden Auswirkungen im Rahmen einer Folgestudie zu untersuchen.
Der Einsatz sozialer Robotik in der Pflege ist kein Selbstläufer, sondern muss gut begleitet und evaluiert werden. Er bringt aber große Potenziale, sowohl für die Pflege und Betreuung als auch für die Attraktivität der Pflegeberufe. „Wir sind deshalb zufrieden mit dem Pilotprojekt, sowohl aus inhaltlicher Sicht als auch, was den Innovationscharakter betrifft“, erklärt Judith Schoch, „unsere Mitarbeitenden erwarten von uns, dass wir am Puls der Zeit bleiben, sind selbst neugierig und aufgeschlossen gegenüber sozialer Robotik“. Diesen Rückenwind will die Heimstiftung nutzen, sowohl für Navel als auch für weitere soziale Innovationen.
Zu Navel
Navel ist ein sozialer Roboter. Er ist innovativ und nutzt die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz. Er kann mit Menschen interagieren, deutet Gesichter, Stimme oder Bewegungen und reagiert. Mit der Zeit kann sich Navel Menschen merken, Gespräche führen und Witze erzählen. Der vollständige Ergebnisbericht wird Anfang Februar veröffentlicht und kann vorab hier bestellt werden: https://www.ev-heimstiftung.de/innovationen/navel