Wer Alte und Kranke schützen will, muss die Impfpflicht einführen - Evangelische Heimstiftung fordert 2G-Regel für Pflegeheime

Wer möglichst hohen Schutz und Freiheit für alte, kranke und vulnerable Menschen möchte, muss angesichts der sich auftürmenden vierten Welle nun über eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen entscheiden. Deshalb unterstützt die Evangelische Heimstiftung die Forderung von Gesundheitsminister Manne Lucha, eine Impfpflicht für Pflegekräfte einzuführen, mit Nachdruck.

Zwar sind sich die meisten Pflege- und Betreuungskräfte ihrer Verantwortung im Umgang mit den besonders gefährdeten Menschen in Pflegeheimen bewusst. Sie haben sich umfassend mit dem Thema beschäftigt und für eine Corona-Schutzimpfung entschieden. „Deshalb waren wir lange überzeugt, dass es richtig ist auf Beratung, Information und niederschwellige Impfangebote zu setzen“, erklärt Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider, aber dieses Potenzial scheint jetzt ausgeschöpft zu sein. „Ich bin ziemlich sicher, dass diejenigen Mitarbeitenden, die sich bislang noch nicht für eine Impfung entscheiden konnten, ihre Meinung auch in den nächsten Wochen nicht ändern werden“. Deshalb ist es richtig und wichtig, dass der Gesetzgeber jetzt für eine Impflicht sorgt.

In den 90 Pflegeheimen der Evangelischen Heimstiftung sind fast alle Bewohnerinnen und Bewohner zweitgeimpft, etwa 40 Prozent haben auch die Booster-Impfung bekommen, Tendenz steigend. Bei Mitarbeitenden ist dagegen noch Luft nach oben – etwa 70 Prozent haben sich zweimal impfen lassen, die Drittimpfungen laufen gerade erst an. „Das ist schon gut, aber es reicht eben nicht, wie einzelne Impfdurchbrüche zeigen“, weiß Schneider.

„Ich bin mir darüber im Klaren“, sagt Schneider weiter, „dass die Forderung nach einer Impfpflicht für Mitarbeitende im Pflege- und Gesundheitsbereich auch viel Widerspruch erntet“. Wer aber in der Pflege und Betreuung Verantwortung übernimmt für alte und pflegebedürftige Menschen, der muss sein persönliches Recht, über eine Impfung zu entscheiden, zurückstellen. Für die Evangelische Heimstiftung ist in dieser schwierigen Abwägung klar: In unserer Gesellschaft haben das Wohl und die Gesundheit der Schwächsten der entscheidende Maßstab zu sein. Es ist nicht zu verantworten, dass alte Menschen oder Menschen mit Behinderungen trotz Impfung angesteckt werden und schwer erkranken, weil sich Beschäftigte in Pflege und Betreuung nicht impfen lassen wollen. Deshalb ist der Vorstoß des Sozialministers richtig.

Die Heimstiftung geht noch einen Schritt weiter: Die Impflicht im Pflege- und Gesundheitsbereich darf nicht auf die Beschäftigten beschränkt bleiben, sondern muss auch Angehörige, Besucher und Gäste einschließen. Deshalb braucht es 2G im Pflegeheim, also Zutritt nur für Genesene und Geimpfte, plus regelmäßige Tests für Bewohner, Angehörige, Gäste und Beschäftigte. Vermutlich wird es auch dadurch keine 100prozentige Sicherheit geben. „Wir müssen aber weiterhin zu 100 Prozent versuchen, alle Risiken zu minimieren und die Einrichtungen offen zu halten“, sagt Schneider.