Ausgabe 1/2018

Titel Fünf konkrete Vorschläge 1. Welt ohne Sektoren: Die bisherige Trennung in einen ambulanten und stationären Sektor muss vollständig überwunden werden. Pflege ist zukünftig nach dem Prinzip „Wohnen und Pflege“ zu organisieren. 2. Pflegeversicherung mit Eigenanteil: Die bisherige Pflegeteilversicherung muss zu einer „Pflege­ vollversicherung mit fixem Eigenanteil“ weiterentwickelt werden, damit Pflegebedürftigkeit für jeden bezahlbar wird. Eine Welt ohne Sektoren und eine Pflegeversicherung mit Eigenanteil ermöglicht dann auch alle weiteren Punkte 3. Quartiersarbeit stärken: Die Angehörigenpflege muss unabhängig vom Lebensort des Pflegebedürftigen besser honoriert, sowie informelle Hilfe­ netzwerke gestärkt und Quartiersmanagement gefördert werden. 4. Pflegeinfrastruktur ausbauen: Der Ausbau und die finanzielle Förderung einer gemeinwesens- orientierten und bedarfsgerechten Pflegeinfrastruktur muss als kommunale Pflichtaufgabe gesetzlich verankert werden. 5. Pflegebedingungen verbessern: Die hohe gesellschaftliche Anerkennung der Pflegeberufe muss sich in einer spürbaren Verbesserung der Arbeitsbedingungen niederschlagen z. B. durch deutlich mehr Personal und eine deutlich bessere Bezahlung . Wie es ihr gelingt Der Bremer Gesundheitsexperte Heinz Rothgang hat das Reformkonzept der Initiative Pro-Pflege- reform in einem Gutachten untersucht. Es hat gezeigt, dass die vorgeschlagene Strukturreform in zwei Stufen machbar und finanzierbar ist. 1. Welt ohne Sektoren: Zunächst muss das System der Pflegeversicherung einfacher werden, indem die zwei Parallelwelten „ambulant“ und „stationär“ aufgelöst werden. Seit Einführung der Pflegeversicherung hat sich mit dieser Trennung einundurchsichtiges undungerech- tes Dickicht von Leistungen und Regelungen entwi- ckelt, das selbst von Fachleuten nicht mehr erklärt werden kann. „Das System muss völlig neu, vom Menschen und von seinen Bedürfnissen, seinem Wohnumfeld her gedacht werden“, sagt Schneider. „Manmuss die komplexen Steuerungsmechanismen von ambulant und stationär konsequent abschaffen und Pflege nach dem Prinzip Wohnen-Pflege orga- nisieren. So entsteht ein einheitliches und einfaches System für alle Pflegebedürftigen, ganz egal, ob sie zu Hause oder imPflegeheimwohnen.“ Damit hätte auch das Credo der Pflegeversicherung „ambulant vor stationär“ sein Ziel erreicht, denn jede Versor- gungsform entspricht in jeder Wohnform dem am- bulanten Prinzip. Die Institution „Heim“ wird zu Gunsten des eigenen Heims überwunden. 2. Pflegeversicherung mit Eigenanteil: In einem zweiten Schritt muss Pflege bezahlbar werden, und zwar indem die aktuelle PflegeTEIL- versicherung in eine PflegeVOLLversicherung mit fixem Eigenanteil umgewandelt wird. Die Versi- cherten bezahlen einen festen Sockelbetrag, die Pflegeversicherung übernimmt alle darüberhi- nausgehenden, notwendigen Pflegekosten. Ein bedeutender Vorteil des Szenarios ist: Der Eigenan- teil wird kalkulierbar, kann so abgesichert werden und mindert damit das Risiko der Altersarmut. „Das System muss völlig neu, vom Menschen und von seinen Bedürfnissen, seinem Wohn­ umfeld her gedacht werden“. > > > 10 „Aus der Heimstiftung“ 1/2018

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