Ausgabe 1/2018

Josef Hasel wurde am 4. Juni 1920 als ältester Sohn von vier Kindern in Primisweiler, einem Teilort von Wangen geboren. Er wuchs auf dem Bauernhof in der Ortsmitte auf und musste wie alle Kinder damals neben der Schule auf dem Hof mithelfen. Mit 14 Jahren kam er aus der Schule und arbeitete mit 17 auf einem Pferdehof in Haslach, einer Nach- bargemeinde von Primisweiler. Später arbei- tet er 25 Jahre lang bei der Firma Kirchhoff bis zu seinem Renteneintritt. Im Oktober 2012 ging er dann auf eigenen Wunsch ins Seniorenheim. Dort fühlte er sich von Anfang an sehr wohl. Da er noch sehr fit und agil war, baten ihn einige Bewohner die Rosen hinter dem Haus hoch zu binden. Hasel hatte bis dahin zwar nicht viel für König der Rosen Gartenarbeit übrig gehabt, kam dem Wunsch seiner Mitbewohner trotzdem nach. „Er ist ein sehr pflichtbewusster Mensch, der eine Arbeit perfekt erledigt“, erzählt Martina Langenmair, Leiterin der Beschäftigung. So war die Ent- täuschung sehr groß, als die Rosen nach einem schweren Sturm alle trotz der stützenden Stecken zu Boden gerissen wurden. Es muss- te also eine andere Lösung gefunden werden. Gemeinsam mit dem Hausmeister Hermann Jussen baute Hasel einen stabilen Stützzaun für die Rosen. „Während dieser Arbeit muss sich wohl ein zartes Band der Zuneigung zwischen den Rosen und ihm gebildet haben, das sich auf die gesamte Außenanlage aus- gedehnt hat“, erzählt Langenmair. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte er nach eigener Aus- sage, keinen „grünen Daumen!“ Mittlerweile pflegt und hegt er über 20 Strauch­ rosen, Pfingstrosen mit weit über 100 Blüten pro Saison, Buschrosen, Geranien, das faszi- nierende Pampasgras und seine große Liebe, die „Rouge Meilove“ eine wunderschöne Rose, die er von seiner ältesten Tochter zu seinem 95. Geburtstag bekommen hat. Dieses Prachtstück ziert den Eingang des Pflege- heims und zählt in ihrer Blütezeit über 30 Blüten. „Herr Hasel pflegt jede einzelne Rose Das Matthäus-Ratzeberger-Stift in Wangen im Allgäu hat einen etwas ungewöhnlichen Gärtner, der sich um die circa 1.000 Quadratmeter große Außenanlage kümmert. Die Rede ist von Josef Hasel, 98 Jahre alt und seit über fünf Jahren Bewohner des Matthäus-Ratzeberger-Stifts sehr liebevoll und weiß genau, wann er am Strauch wie und wo abschneiden muss. Des- halb muss man ihn auch vorher um Erlaubnis fragen, wenn man eine Rose „stibitzen“ will“, schmunzelt Langenmair. Seit dem Herbst im letzten Jahr hat er sich einen Gehilfen aus dem Bewohnerkreis geholt und diesem das Gießen mit dem großen Schlauch übertragen. Selbst gießt er aber im Sommer noch seine Strauchrosen. Und zwar jeden Morgen pünktlich um 7.00 Uhr! „Auch das Fegen im Eingangsbereich und das Leeren der Mülleimer übernimmt Herr Hasel selbst und ist somit eine große Unterstützung für mich“, sagt Hermann Jussen. „In dieser Zeit kann ich jetzt noch andere Aufgaben übernehmen, die sonst noch so anfallen. Dadurch kommt die Arbeit eigentlich jedem im Haus zugute“, sagt Jussen weiter. „Somit stimmen wir der Aussage zu, dass Herr Hasel auch die „Vertretung vom Hausmeister“ ist und sagen an dieser Stelle ganz herzlich Danke“, sagt Langenmair im Namen aller. Martina Langenmair, Leiterin der Beschäftigung, Josef Hasel 28 „Aus der Heimstiftung“ 1/2018 Aus der Heimstiftung

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