Ausgabe 2/2018
Das Projekt zum Thema Demenz-Unterricht für Schulkinder ab der dritten Klasse – gekoppelt mit einem Besuch in einem Pflegeheim – hat Wolfgang Strobel, Studiendirektor im Ruhestand, bei seiner Ausbildung zum Mentor für Bürgerengagement 2004 in Stuttgart erfunden. 2009 erhielt er dafür den Bürgerpreis der Bürgerstiftung Stuttgart. Um es auf weitere Schulen in Stuttgart sowie regional, überregional und bundesweit zu übertragen, grün- dete Wolfgang Strobel 2009 mit ehrenamtlichen Mitarbeitern den gemeinnützigen Verein „Besuch im Anderland e.V.“, der seitdem von den Schulbe- hörden unterstützt wird. Dank der Anregung des Kultusministeriums Baden-Württemberg werden inzwischen auch die weiterführenden Schulen einbezogen. Genau da setzten die Mitarbeiter im Haus am Maienplatz an. Cosmina Halmageanu, Hausdirek- torin in der Böblinger Einrichtung und Maria Nothacker aus der Beschäftigungstherapie waren von der spielerischen Übermittlung des Themas „Demenz“ des Vereins so angetan, dass sie Ähn- liches auch in Böblingen auf die Beine stellen wollten, zumal sie ja mit vielen Schulen in Kontakt sind. So begann im Januar 2018 die Planung, und bereits imApril 2018 wurden alle weiterführenden Schulen dazu eingeladen, ein Demenz-Projekt in Böblingen zu starten. „Die Albert-Schweitzer-Real- schule hatte sich als erste Schule gemeldet und war ganz angetan von unserer Idee. Schnell waren auch zwei Termine im Juli gefunden“, erzählt Cosmina Halmageanu. Besuch im Unterricht Am 9. Juli besuchten Cosmina Halmageanu und Maria Nothacker zusammen mit Wolfgang Strobel die 34 Schüler der Klassen 7 und 8 mit ihren Lehrerinnen. „Wolfgang Strobel erzählte über die Krankheit und nahm vor allem den Kindern die Angst, in so jungen Jahren an einer Demenz zu erkranken. Er las aus dem Buch „Liebe Oma“ eine nette Begebenheit vor, auf die eine Präsenta- tion zum Thema Demenz folgte. Anschließend gab es eine ausführliche Fragerunde, und wir waren erstaunt, was die Kinder alles wissen wollten. Wir haben einfach über die tägliche Arbeit und das Leben im Pflegeheim berichtet. Zum Abschluss bekam jeder Schüler ein Quiz zum Thema Demenz mit, und wir wurden mit viel Applaus verabschiedet“, berichtet Maria Nothacker. Besuch im Pflegeheim Eine Woche später fand der Gegenbesuch imHaus am Maienplatz statt. „Die Kinder wurden in vier Gruppen eingeteilt und konnten an Stationen am eigenen Leib erfahren, wie es ist, schlecht zu hören oder schlecht zu sehen, sich nur langsam Perspektiven Besuch im Anderland Kinder entdecken die Welt des Vergessens Altenheim, Demenz, Vergesslichkeit, alt sein ... All diese Dinge sind für einen jungen Menschen ganz weit weg, und man kennt die Begriffe nur „vom Hören-Sagen“. Die Mitarbeiter im Haus amMaienplatz in Böblingen wollten dies ändern und haben dafür im Frühjahr alle weiterführenden Schulen im Kreis Böblingen angeschrieben, um das Stuttgarter Projekt „Besuch im Anderland“ vorzustellen. 12 „Aus der Heimstiftung“ 2/2018
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