Ausgabe 1/2019
Perspektiven Pflege- und Betroffenenverbände, Politiker, Bund und Länder, Mitarbeiter und Bewohner: Überall fordert man den Sockel-Spitze-Tausch in der Pflegeversicherung. Hätten Sie mit einer solchen Dynamik gerechnet? Nicht wirklich – es war schon klar, dass durch die steigenden Eigenanteile der Druck bei den Betrof- fenen steigen und dann auch in der Politik ankommen würde. Ich hätte aber nicht mit dem großen Echo gerechnet, das unsere Forderungen nach einem Sockel-Spitze-Tausch oder einer Begrenzung der Eigenanteile auf allen Ebenen erzeugten. Interessant ist, wie sich die Vorschläge inhaltlich und auch in der Wortwahl ähnlich sind, und zwar unabhängig davon, ob sich unser Sozial minister Manfred Lucha und die Fraktionsvor sitzende von Bündnis90/Die Grünen im Bundes- tag Katrin Göring-Eckardt im Handelsblatt dazu äußern oder, ob die SPD-Vorsitzende Andrea Nahles auf spiegel.de fordert, „das System umzu- drehen“. Ich freue mich jedenfalls über jede dieser Positionierungen, denn sie zahlen alle auf die gleiche Karte ein. Wichtig war sicher auf der einen Seite das Pflegestärkungsgesetz 2 und die Einfüh- rung des einrichtungseinheitlichen Eigenanteils, der wegen steigender Löhne und auch wegen besserer Personalschlüssel deutlich höher gewor- den ist. In der EHS hat sich der einrichtungsein- heitliche Eigenanteil in den letzten zwei Jahren um rund 400 Euro erhöht, so dass wir Eigenanteile von 2.500 bis über 3.000 Euro erreichen. Wer kann sich das noch leisten? Jede Leistungsverbesserung muss von den Bewohnern und deren Angehörigen aus der eigenen Tasche bezahlt werden. Immer mehr Menschen empfinden das als eine große Ungerechtigkeit. Es kann doch nicht sein, dass es eine Pflegeversicherung gibt und trotzdemmüssen alte Menschen noch über 1.500 Euro für die Pflege zusätzlichbezahlen. Deshalb fordernwir den Sockel- Spitze-Tausch: Die Pflegebedürftigen bezahlen für „Es ist an der Zeit, den Paradigmenwechsel herbeizuführen“ Bernhard Schneider ist Hauptgeschäftsführer der Evangelischen Heimstiftung und Sprecher der Initiative Pro-Pflegereform. Im Interview spricht er über die aktuellen Entwicklungen, ein zweites Gutachten und Optimismus. „Deshalb fordern wir den Sockel- Spitze-Tausch. “ 16 „Aus der Heimstiftung“ 1/2019
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