Ausgabe 1/2019
Vom Ehrenamt zum Engagement 4.0 Die Gesellschaft verändert sich – und mit ihr auch die Formen des Engage- ments. Wurde lange Zeit überwiegend vom ‚Ehrenamt‘ gesprochen, so lässt sich heute feststellen, dass sich eine Vielzahl von Engagement-Formen herausgebildet hat. Auch in der Evan- gelischen Heimstiftung unterliegt die Ehrenamtsarbeit einem Wandel. Eh- renamtsgruppen, die lange Zeit vor allem aus bildungsnahen, christlich geprägten Frauen und Männern über 60 bestanden, werden heterogener. In den Kreis derer, die sich engagieren, treten Jüngere, Menschen mit Behin- derung, Zugewanderte aus anderen Kulturen. Viele von ihnen kommen erst im Zuge einer Quartiersent- wicklung auf die Idee, sich in unseren Einrichtungen und Mobilen Diensten zu engagieren. Diese Engagierten fühlen sich von dem traditionellen Begriff des ‚Ehrenamts‘ meist nicht angesprochen. Sie haben andere Motive und Ansprüche: Sie wünschen sich, ihre eigenen Ideen selbstbestimmt umzusetzen, auf Augenhö- he mit der Hausdirektion zusammenzuar- beiten, vor allem aber projektorientiertes Denken. Das Engagement muss passend zum individuellen Alltag und den persön- lichen Interessen sein. Hier die klassischen Ehrenamtlichen, die sich seit Jahren oder gar Jahrzehnten in gewohnter, treuer Weise in unseren Ein- richtungen einbringen, und dort die neuen Engagierten, die das herkömmliche Ehrenamt sicherlich bereichern, zuweilen aber auch mit ihremWunsch nach Betei- ligung herausfordern. Wie kam es zu diesen Veränderungen, und was bedeutet dies für die Begleitung des Engagements vor Ort? Hilfreich scheint es wohl, hier zunächst zwischen folgenden Formen zu unterscheiden (vgl. Roß 2012). Klassisches Ehrenamt (Engagement 1.0) Diese, für Deutschland typische, Formdes Engagements geht unter anderem auf soziale Reformen und Bewegungen wie etwa die Gründung der Wohlfahrtsorga- nisationen Mitte des 19. Jahrhunderts zurück: Man sprach von richtigen Ämtern, die von ‚ehrenwerten‘ Frauen und Män- nern übernommen wurden, stark verbun- den mit gesellschaftlichem Ansehen und einer klaren Hierarchie. Dahinter steht ein Bild von Engagement, das imKontext von Diakonie sehr lange vorherrschte – und im Grunde bis heute überwiegt. Nahezu 28 „Aus der Heimstiftung“ 1/2019 Ehrenamt aktiv
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