Ausgabe 1/2019

Titel „Es ist erfrischend und bereichernd, mit diesen Men- schen zu tun zu haben, ihre oft- mals großartigen Ideen kennen- zulernen. “ „ Die Herausforderungen der Zukunft im Blick ” Die EHS ist ganz bewusst ein Unternehmen, das auf eine Geschichte zurückblickt und als größter Träger für Altenpflegeeinrichtungen in Baden- Württemberg nicht unbedingt in einem für In- novation bekannten Umfeld tätig. Widersprechen sich Innovation und Tradition? Ich glaube, dass das eine vom anderen abhängig ist. Auf eine lange Tradition kann ein Unterneh- men nur zurückblicken, wenn es in der Lage ist, sich den ständigen Veränderungen nicht nur an- zupassen, sondern zu antizipieren. Dann ist es gut aufgestellt und den dynamischen Herausforde- rungen gewachsen. Dies gelingt nur mit Innova- tion und Flexibilität. Tradition ist für ein Unter- nehmen in der Selbstreflektion der eigenen Wur- zeln wichtig und schafft eine gute und sichere Basis, von der aus Innovation starten kann. Bezug zur Vergangenheit, vergewissern in der Ge- genwart und die Herausforderungen der Zukunft im Blick: Das benötigt, gerade bei großen Unter- nehmen, viel Kraft und die Bereitschaft diese En- ergie zu investieren. Ich bin davon überzeugt, dass die Evangelische Heimstiftung in der gesamten Branche als gutes Beispiel dafür dienen kann, dass dies möglich und erfolgreich umsetzbar ist. Welchen Einfluss hat die Innovationskultur auf ein Unternehmen? Innovation steht für das Unbekannte, für Verän- derung und die Bereitschaft das „was wir schon immer so gemacht haben“, zu hinterfragen. Die- se Grundhaltung sorgt aus meiner Sicht für eine Kultur der Selbstreflektion und der Offenheit neue Wege zu gehen. Ich glaube, diese Haltung kann so etwas wie das Herz eines Unternehmens sein, welches nicht stillsteht und alles am Leben erhält. Die EHS hat, unter anderem mit dem Bereich der Neuen Wohnformen und Dienste, den Sie ver- antworten, auch intern großes Innovations- Potenzial. Welchen Mehrwert bietet dennoch die Kooperation mit externen Partnern? Menschen, die sich in Start-ups auf völlig neues Terrain begeben, sind bereit für ihre Idee das Risiko einzugehen zu scheitern. Diese Start-ups können auf keine sicherheitsstiftende Tradition zurückblicken und begeben sich einzig aus ihrer Überzeugung auf einen unbekannten Weg. Es ist erfrischend und bereichernd mit diesen Men- schen zu tun zu haben, ihre oftmals großartigen Ideen kennenzulernen. Ich erlebe uns als großes Unternehmen dabei in zwei unterschiedlichen Rollen: Auf der einen Seite sind wir Unterstützer, auf der anderen profitieren wir vom Idealismus der jungen Unternehmen und können uns davon anstecken lassen. Dabei begeben wir uns auf ein unbekanntes Gebiet: einer Idee zu folgen, ohne zu wissen was genau passieren wird und es auch auszuhalten einmal dabei zu scheitern. Ich glau- be, dass am Ende beide Seiten von diesen Begeg- nungen profitieren. Viele der Einrichtungen kooperieren nun in einem Pilotprojekt mit Start-ups aus der Sozialbranche. Welche Ergebnisse wünschen Sie sich ganz kon- kret aus dieser Zusammenarbeit? Ich wünsche mir, dass ein Funke überspringt, eine Geschäftsidee funktioniert, vielleicht etwas Neues entstehen. Dass die Menschen, die in den Einrich- tungen leben und gepflegt werden und die Men- schen, die dort arbeiten, davon profitieren. Kon- kreter kann ich es nicht formulieren, denn wir haben uns ganz bewusst darauf eingelassen vor Ort etwas geschehen zu lassen, ohne uns sicher zu sein was passiert. Innovation eben. Martin Schäfer, Prokurist Neue Wohnformen und Dienste „Aus der Heimstiftung“ 1/2019 9

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