Ansichtssache. — Wie wir auf die Dinge schauen Gute Pflege Das Magazin der Evangelischen Heimstiftung 2 | 2023
2 | Gute Pflege | 2_2023 | Mutig sein 4 | Mutig. Weil wir gemeinsam nach vorne sehen Jahreslosung 12 | Gesehen. Was uns Mut und Sicherheit schenkt Bauen 14 | Unsere aktuellen Projekte Pflege im Fokus 16 | Deine Botschaft. Mitarbeitendenbefragung 2022 22 | Gefragt. 123 Jahre EHS 27 | Beratend. Das Gute-Pflege-Center Kommentar – (E)InSicht 30 | Gemeinnützig und verlässlich. Personalien 32 | Neue Führungskräfte Das sind wir 34 | WohnenPLUS 16 27 Impressum Verantwortlich: Bernhard Schneider Redaktion: Ann-Christin Kulick Telefon 0711 63676-125 redaktion@ev-heimstiftung.de Nicht gekennzeichnete Artikel sind von der Redaktion verfasst. Anschrift Redaktion Gute Pflege. Hackstraße 12, 70190 Stuttgart Gestaltung: AmedickSommer GmbH, Stuttgart Fotos: alle Fotos Evangelische Heimstiftung mit Ausnahme von: – Adobe Stock: S.1, 3 Bozena Milosevic; S. 2 (o.l.), 4 Li Zhongfei; S. 2 (M.), 16 Jenny Sturm; S.3 (o.), 34 Monkey Business; S.6 (u.), 7, 11 jozefmicic; S.9 Jacob Lund; S.19 Lumos sp – Getty Images: S.13 Halfpoint Images 04 – iStock: S.2 (o.r.), 27 sturti S.29 nd3000 – Lutz Härer: S.30 Produktion und Druck: Offizin Scheufele, Druck und Medien GmbH + Co.KG Nachdruck und elektronische Verwendung nur mit schriftlicher Genehmigung. „Gute Pflege. Das Magazin der Evangelischen Heimstiftung“ erscheint dreimal jährlich. Auflage: 15.500 Herausgeber: Evangelische Heimstiftung GmbH www.ev-heimstiftung.de Der Bezugspreis ist durch den Beitrag abgegolten. Im Magazin werden, soweit möglich, neutrale, alle Geschlechter einschließende Begriffe verwendet – oberstes Gebot bleibt jedoch die Verständlichkeit der Sprache. Mutig. — Weil wir gemeinsam nach vorne sehen
| Gute Pflege | 2_2023 | 3 34 Gute Pflege. Das Magazin der Evangelischen Heimstiftung. Liebe Leserinnen, liebe Leser, alles hat zwei Seiten. Ist das Glas halb leer oder halb voll? Wir entscheiden. Manchmal erfordert es Mut, optimistisch zu sein. Im Rückblick ist die Gelassenheit oft größer. In unserer neuen Ausgabe mit dem Titel „Ansichtssache. Wie wir auf die Dinge schauen“ geht es um Mut und Zuversicht, um Zusammenhalt, Zugehörigkeit und Begeisterung. Wir haben Menschen in der Evangelischen Heimstiftung gefragt, warum sie mutig sind, was das überhaupt für sie bedeutet und welche Rolle die Zuversicht in ihrer täglichen Arbeit spielt. Aber wir schauen auch zurück, gemeinsam mit vier Kolleginnen und Kollegen, die insgesamt 123 Jahre bei der Heimstiftung als Arbeitgeberin zählen. Was ihnen Energie gegeben hat und wie es weitergeht, darauf blicken wir in einem gemeinsamen Gespräch. Ihre Sicht auf die Dinge wollten wir außerdem auch von unseren 10.100 Mitarbeitenden in der großen Mitarbeitendenbefragung erfahren. Weitere Themen in dieser Ausgabe: was die Jahreslosung der christlichen Kirchen mit Mut zu tun hat, unser Gute-Pflege-Center, die aktuellen Bauprojekte und ein Kommentar unseres Hauptgeschäftsführers Bernhard Schneider. Viel Spaß mit der neuen Ausgabe – vielleicht gibt sie euch an der ein oder anderen Stelle eine neue Sicht auf die Dinge! Eure Gute-Pflege-Redaktion Ansichtssache. — Wie wir auf die Dinge schauen Gute Pflege Das Magazin der Evangelischen Heimstiftung 2 | 2023
4 | Gute Pflege | 2_2023 | Mutig. — Weil wir gemeinsam nach vorne sehen Mutig sein
| Gute Pflege | 2_2023 | 5 „ Mit unserer Forschung können wir messbar machen, wie Innovationen das Wohlbefinden der Bewohne- rinnen und Bewohner steigern oder inwieweit sie zur Entlastung der Mitarbeitenden beitragen.“ Dr. Judith Schoch, Leiterin EHS-Institut für Pflege und Alter Mutig zu sein, ist eine Eigenschaft, die gerade in unsicheren Zeiten wichtig erscheint. Aber was bedeutet es eigentlich, Mut zu haben? Wir haben Menschen im Unternehmen gefragt, wann sie mutig sind und was das für ihre Arbeit bei der EHS bedeutet. Chancen sehen – wie man ein Referat mit Zukunftsverantwortung leitet Dr. Judith Schoch ist promovierte Gerontologin und leitet das Institut für Pflege und Alter der Heimstiftung. Das Institut hat zum Ziel, Innovation in der Altenpflege als eines von acht Strategiefeldern der EHS wissenschaftlich zu begleiten. „Mit unserer Forschung können wir messbar machen, wie Innovationen das Wohlbefinden der Bewohnerinnen und Bewohner steigern oder inwieweit sie zur Entlastung der Mitarbeitenden beitragen.“ Innovation bedeutet, etwas Neues zu erschaffen, Mehrwert zu bieten. Neue Wege zu gehen, die eine Verbesserung für die praktische Arbeit darstellen. Energie, Mut und Innovation sind eng verbunden, findet Schoch. Denn Innovation erfordert erst einmal Energie, um überhaupt Ansätze für Projekte zu finden und Forschungsanträge auf den Weg zu bringen. „Am Anfang der Innovation steht immer Kreativität. Darüber nachzudenken, was man anders machen könnte. Und dazu braucht es Mut. An die eigene Idee glauben, mit der Überzeugung, dass man das schaffen kann. Auch gegen Widerstände und ohne vorher zu wissen, wie es ausgeht. Mit Innovation kann man auch scheitern oder zu dem Ergebnis kommen, dass die Idee nicht funktioniert.“ Von Rückschlägen will sich Judith Schoch nicht entmutigen lassen, sondern immer wieder neu Energie schöpfen, um weiterzugehen, dranzubleiben, auszuprobieren. > > >
6 | Gute Pflege | 2_2023 | Das Institut für Pflege und Alter beteiligt sich an Forschungsprojekten wie etwa DiBiWohn, das zum Ziel hat, digitale Bildungsprozesse von Menschen im Betreuten Wohnen mit der Unterstützung von Ehrenamtlichen zu fördern. „Im Prozess merken wir vielleicht, dass die Umsetzung nicht läuft wie geplant, weil die Praxis andere Erfordernisse mit sich bringt.“ Egal, ob es darum geht, dass die Einzelbetreuung doch besser funktioniert als ein Gruppenangebot oder ein Fragebogen angepasst werden muss. Innovation und Forschung sind nicht statisch. Für Judith Schoch bedeutet mutig zu sein, nicht nur zu beginnen, sondern auch aus Erfahrungen zu lernen und immer offen für neue Wege zu bleiben. Sicherheit geben – wie man optimistisch und voller Energie vorangeht Andrea Bader leitet die Region Mobile Dienste West. Vor knapp einem Jahr traf sie die Entscheidung für den Wechsel zur EHS. „Ein Neuanfang braucht immer Mut. Man kann sich viel vorstellen, aber am Ende bleibt unklar, was einen erwartet.“ Viele Menschen bleiben trotz Unzufriedenheit beim gleichen Arbeitgeber, weil sie nicht bereit sind, die Veränderung in Kauf zu > > > nehmen. Andere wiederum gehen und merken dann erst wie gut es ihnen davor ging. „Gerade in der Pflege ist Unzufriedenheit spürbar, natürlich auch aus guten Gründen, aber besser ist es immer, sich selbst zu fragen, was kann ich dazu beitragen, die Situation zu verbessern. Nur über die Probleme zu sprechen, löst sie nicht“, sagt Andrea Bader. Ihre Strategie dabei ist, sich nur dann länger mit negativen Dinge zu beschäftigen, wenn es sich wirklich lohnt. „Bei den anderen ärgere ich mich kurz, mache mir Luft und investiere dann meine Energie in die Veränderung.“ Mutig sein
| Gute Pflege | 2_2023 | 7 > > > „ Ich stelle meinen Mitarbeitenden immer wieder die Frage, was könnt ihr – was können wir – selbst zur Veränderung beitragen? Und bei den meisten stoße ich auf Offenheit für das Angebot dieser Sichtweise.“ Andrea Bader, Regionaldirektorin Mobile Dienste West Gerade die Mobilen Dienste brauchen im- mer wieder den Mut, neue Wege zu gehen – sei es bei Elektromobilität, Quartiersarbeit im WohnenPLUS oder der Zusammenarbeit mit den stationären Teams. Eine positive Herangehensweise lässt die Dinge gleich ganz anders erscheinen, auch wenn die Rahmenbedingungen sich nicht verändert haben. „Ich stelle meinen Mitarbeitenden immer wieder die Frage, was könnt ihr – was können wir – selbst zur Veränderung beitragen? Und bei den meisten stoße ich auf Offenheit für das Angebot dieser Sichtweise. Nicht immer im ersten Moment, da kann schon auch einmal Verärgerung sein. Aber auf den zweiten Blick geht es doch den meisten besser mit diesem konstruktiven und mutigen Vorgehen.“ Wer diese Offenheit nicht mehr aufbringen kann, die Dinge konstruktiv anzugehen, der ist vielleicht auch in seinem Job oder an der entsprechenden Stelle nicht mehr richtig, findet Andrea Bader. „Ich bin in einer Zeit aufgewachsen, in der Schlager ihre Hochzeit erlebt haben und eine Textzeile hat mich nie losgelassen und sich zu einer Art Motto entwickelt, so simpel es auch klingen mag: ‚Ein bisschen Spaß muss sein, dann ist die Welt voll Sonnenschein.‘ Klar, gib es auch ernste Themen, denen muss man auch ernsthaft begegnen. Aber ein herzhaftes Lachen an geeigneter Stelle, etwas Spaß und Optimismus haben noch nie geschadet, davon bin ich überzeugt und so lebe und arbeite ich. Sich selbst nicht zu ernst zu nehmen spielt dabei eine große Rolle. Führung ist Arbeit, nicht stehen bleiben und sagen ‚ich will aber‘, sondern selbst aktiv werden. Um mein Team zu ermutigen, muss ich zuerst selbst mutig vorangehen.“ Dranbleiben – weil durchhalten sich immer lohnt Seit vier Jahren leitet Corinna Schiefer den Dreifaltigkeitshof in Ulm. Im vergangenen Jahr ist das gesamte Pflegeheim in den benachbarten Neubau umgezogen, jetzt wird weiter saniert – eine Herausforderung für das ganze Team. Corinna Schiefer und ihr Team sind die Veränderung mit Mut und Zuversicht angegangen – und viel System. Sie selbst beschreibt es so: „Ich kenne meine Grenzen und die des Teams, brauche Planbarkeit und priorisiere die Dinge gerne, gebe ihnen Struktur.“ Verlangsamung in der Hektik nennt sie das. Und damit sind sie gut gefahren.
8 | Gute Pflege | 2_2023 | einander zu sprechen, wird viel möglich. Wenn die Kommunikation stimmt, lassen sich einige Situationen von vorne herein vermeiden“, sagt Corinna Schiefer. Mut gibt auch der Rückhalt aus der Geschäftsführung. „Wir bauen ja nicht um des Bauens Willen, sondern verfolgen eine kluge Strategie, dem Bedarf der Menschen vor Ort zu begegnen. Es gibt Mut zu wissen, wofür man arbeitet, gerade in schwierigen Zeiten.“ Und am Ende birgt auch jede gemeinsame Herausforderung ein Potenzial: ein gemeinsames Abenteuer, aus dem man gestärkt hervorgeht. „Es entstehen gemeinsame Erinnerungen und Erfahrungen, auf die wir zurückblicken können. Erfolge, die gefeiert werden. Dafür lohnt es sich, immer wieder mutig zu sein und die Zuversicht zu haben, gemeinsam auch schwierige Situationen zu bewältigen.“ Möglich machen – welche Kraft in der Gemeinschaft steckt Stefan Luiking arbeitet seit 2008 als Pflegefachkraft bei der Evangelischen Heimstiftung im Haus am Seeweg. Seit 2019 ist er außerdem als Praxisanleiter und seit Juli 2021 als konzernweiter Schwerbehindertenvertreter der EHS im Einsatz. In großen Einrichtungen können zusätzlich eigene Schwerbehindertenvertretungen (SBV) gewählt werden. Diesen steht Stefan Luiking beratend zur Seite, während er persönlich für kleinere EinrichDie großen Meilensteine, wie etwa der Umzug, haben gar nicht die meiste Energie gekostet, so berichtet sie, denn alles war gut vorbereitet. „Wir haben uns viel Zeit für Kommunikation genommen und alle involviert. Es gab Schulungen, Infotafeln, wir haben den Umzugstag selbst gut vorbereitet. Die Prozesskommunikation stand immer im Mittelpunkt. Die Teams haben sich gegenseitig unterstützt, sich gegenseitig Mut gemacht. Herausforderungen müssen nicht zwangsläufig niederschmettern, im Gegenteil. Sie zeigen uns auch, was wir gemeinsam bewältigen können.“ Als herausfordernder empfand Corinna Schiefer die Zeit vor der Veränderung. „Da gab es viel Unsicherheit und Unzufriedenheit, aber wenn man die Veränderung anpackt, wird es leichter.“ Natürlich ist dranbleiben trotzdem anstrengend, auf die Länge der Zeit gesehen. „Aber wenn man sich viel Zeit nimmt, um mit- > > > „ Herausforderungen müssen nicht zwangsläufig niederschmettern, im Gegenteil. Sie zeigen uns auch, was wir gemeinsam bewältigen können.“ Corinna Schiefer, Hausdirektorin Dreifaltigkeitshof in Ulm Mutig sein
| Gute Pflege | 2_2023 | 9 gewählt. Die nächste Wahl steht 2024 an. Luiking begann sein Engagement bereits während der Ausbildung und hat es seitdem fortgesetzt. „Ich möchte unseren schwerbehinderten Mitarbeitenden eine Stimme verleihen, aber auch Themen Ge- hör verschaffen, die möglicherweise mit Scham, Ängsten und Vorbehalten verbunden sind. „ Es ist immer ein gutes Gefühl nicht alleine mit seinen Themen zu sein. Ganz egal in welchem Bereich.“ Stefan Luiking, Pflegefachkraft Haus am Seeweg tungen und als konzernweite Vertrauensperson für Schwerbehindertenbelange tätig ist. Seine Aufgabe besteht in der Förderung und Eingliederung schwerbehinderter Menschen in der Heimstiftung. Es geht darum, Arbeitsplätze zu sichern, Interessen zu vertreten, aber auch Beratung und Hilfestellung für Betroffene und deren Vorgesetzte oder Kolleginnen und Kollegen zu leisten. Die Schwerbehindertenvertretung wird wie die Konzernmitarbeitervertretung alle vier Jahre > > >
10 | Gute Pflege | 2_2023 | personen. Trotzdem soll die Seelsorge sichergestellt werden. Das stellt auch die Heimstiftung als diakonisches Unternehmen vor Herausforderungen. „Ich schaue, ob bestehende Konzepte von einer Pfarrperson abhängig sind und wie man das ändern könnte, damit andere Personen diese aufgreifen: zum Beispiel Andachten, die sich Laienpersonen zutrauen. Außerdem schaue ich, welche Befähigung Ehrenamtliche brauchen Manche Themen sind mit einem Gespräch geklärt, manchmal begleitet er die Menschen über längere Zeit. Die Schwerbehindertenvertretung berät außerdem Einrichtungsleitungen dabei, die Beschäftigung von schwerbehinderten Kolleginnen und Kollegen langfristig zu sichern. Einmal jährlich findet eine Schwerbehindertenvollversammlung statt. Dort kommen alle Vertretungen aus den Einrichtungen, aber auch betroffene Kolleginnen und Kollegen zusammen und tauschen sich zu aktuellen Themen aus. „Es ist immer ein gutes Gefühl nicht alleine mit seinen Themen zu sein. Ganz egal in welchem Bereich. Deshalb ist es wichtig, dass es die Schwerbehindertenvertretungen gibt. Es macht Mut, Schwierigkeiten gemeinsam zu begegnen, gehört zu werden und sich mit Menschen auszutauschen. Denn die Stärke liegt auch hier in der Gemeinschaft. Neues wagen – warum Mut und Zuversicht in einem Neuanfang stecken Lena Moeller ist Pfarrerin zur Anstellung bei der EHS. In diesen zwei Jahren, die ihre Ausbildung abschließen, beschäftigt sie sich mit Seelsorgekonzepten und diakonischer Profilierung. Deutschlandweit gibt es immer weniger Pfarr- > > > „ Wir sollten Menschen immer wieder neue Perspektiven anbieten als ihre eigenen, das braucht viel Gespür für das Gegenüber und die Situation und eben auch Mut.“ Lena Moeller, Pfarrerin bei der EHS Mutig sein
| Gute Pflege | 2_2023 | 11 immer wieder flexibel auf neue Situationen einstellen zu können, denn auch in der Gemeinde ist kein Tag, kein Gespräch wie das andere.“ Dabei will sie trotzdem bei sich selbst bleiben. „Der Pfarrberuf braucht Mut, denn darin steckt so viel von der eigenen Person“, findet Lena Moeller. „Ich entscheide natürlich wie viel ich von mir selbst preisgebe, aber am Ende stehe ich zum Beispiel bei einer Predigt oder in jedem Seelsorgegespräch dort für mich persönlich und mache mich angreifbar.“ Aber ein Pfarrberuf, der nicht mit diesem Mut ausgelebt wird, bringt wenig, findet Lena Moeller. „Wir sollten Menschen immer wieder neue Perspektiven anbieten als ihre eigenen, das braucht viel Gespür für das Gegenüber und die Situation und eben auch Mut.“ und überlege was wir tun können, damit die diakonische Profilierung erhalten bleibt“, erklärt Lena Moeller. „Die personelle Situation zwingt die Kirche gewissermaßen mutig zu werden.“ Weniger Ressourcen, veränderte Anforderungen. „Wir müssen uns damit auseinandersetzen und ehrlich darauf schauen, was wir noch brauchen und was verändert werden kann und sollte. Ich denke, am Ende sorgt das für eine Stärkung des Profils. Aber es ist auch herausfordernd, weil es unter Umständen bedeutet, dass Dinge wegfallen, die für einzelne Menschen große Bedeutung haben. Auch von ihnen wird damit Mut und Offenheit für Neues eingefordert.“ Lena Moeller hat sich entschieden, ihre Zeit als Pfarrerin zur Anstellung nicht als Gemeindepfarrerin, sondern bei der EHS zu verbringen. „Diakonie ist für mich, wo Kirche in der Welt sichtbar wird. Damit wollte ich mich gerne intensiver beschäftigen.“ Auch sie muss sich jetzt auf ein neues Arbeitsumfeld einstellen. „Ich denke als Pfarrerin ist es eine Grundvoraussetzung, sich
12 | Gute Pflege | 2_2023 | Jahreslosung Gesehen zu werden, danach sehnt sich jedes Kind. Und das brauchen genauso auch Erwachsene, pflegebedürftigen Menschen, ihre Angehörigen, die wir begleiten, und die Mitarbeitenden, die wir führen. Gesehen zu werden, das ist mehr, als bloß aufzufallen. Der andere sieht wirklich mich. Er hat nicht nur ein Bild von mir oder nimmt nicht nur meine Fassade wahr. Sein Ansehen richtet mich auf. Das erleben wir auch bei einer Frau, die in der Jahreslosung, dem biblischen Wort, das über dem Jahr 2023 steht, von Gott bekennt: Es ist Abrahams Magd Hagar, die Mutter Ismaels. Vor dem Konflikt mit dessen Frau Sarah war sie in die Würste geflohen. Dort begegnet ihr Gott und sie erfährt ihn als einen Gott, der sie sieht. Sie ist ihm wichtig. In all ihren Verstrickungen nimmt er sie wahr. Und so stellt er ihr auch die großen Fragen ihres Lebens: Wo kommst du her und wo willst du hin? Er scheint sie liebevoll anzublicken, mit dem Blick, den wir auch von Jesus kennen. Sie muss sich nicht rechtfertigen, sondern kann sich ihm zeigen, mit dem, was ihr zu schaffen macht, ohne es verbergen zu müssen. Mit all dem sieht er sie an, schenkt ihr Ansehen. Er würdigt so die Herausforderungen, in denen sie steht, und lässt sie erfahren, dass sie auch darin von Gott gesehen ist. Dieser Blick scheint sie zu befreien und ihr neue Kraft und neuen Mut zu schenken. Es ist die Kraft des Segens, die sie im Blick Gottes erfährt und den wir aus dem Gottesdienst kennen: Der Herr segne dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. In diesem Blick Gottes aufzutanken, dazu ermutigt uns auch Teresa von Avila, wenn sie uns in ihrer geistlichen Übung auffordert, innezuhalten und zu schauen, wie Gott uns anschaut. Gesehen. — Was uns Mut und Sicherheit schenkt „ Du bist ein Gott, der mich sieht.“ (1. Mose 16,13) Die Jahreslosung der christlichen Kirchen wird von der Ökumenischen Arbeitsgemeinschaft für Bibellesen ausgewählt und beschäftigt sich in jedem Jahr mit einer zentralen Aussage der Bibel. Pfarrer Dr. Salomo Strauß schreibt zur Jahreslosung 2023.
| Gute Pflege | 2_2023 | 13 Um ältere und pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen erfahren zu lassen, dass sie gesehen sind, wurde die Evangelische Heimstiftung gegründet In diesem Ansehen und Segen Gottes muss Hagar nicht länger vor ihrer Situation weglaufen. Sie findet den Mut, sich ihr zu stellen. Vielleicht, weil sie erfahren hat, dass sie ihr nicht blind ausgeliefert ist, sondern von Gott gesehen. Um ältere und pflegebedürftige Menschen und ihre Angehörigen erfahren zu lassen, dass sie gesehen sind, und so in dieser besonderen Lebenssituation Heimat zu stiften, dazu wurde die Evangelische Heimstiftung gegründet. Es ist bis heute Kern unserer guten Pflege. Ältere und pflegebedürftige Menschen finden in der Wohngruppe ein neues Zuhause, werden ermutigt und können sich einbringen. Mit dem, was sie können und ihnen wichtig ist – und erfahren gleichzeitig, dass ihr Wert nicht davon abhängt und sie genauso in ihrem „nicht mehr Können“ gesehen, angesehen und akzeptiert sind. Angehörige und Bewohnerinnen und Bewohner werden begleitet, diese Lebensphase zu verstehen und in ihr gut und mutig zu leben. Sie erfahren, dass sie selbst im VoneinanderAbschied-nehmen-Müssen von Gott gesehen sind. Gott ist ein Gott, der mich sieht, der mich in Ewigkeit sieht.
14 | Gute Pflege | 2_2023 | Bauen Wir bauen für Sie. Nach fast siebenjähriger Bauzeit ist es soweit: Die konzeptionelle, bauliche und inhaltliche Neustrukturierung der Hansegisreute ist fertiggestellt. Das Wohnstift Hansegisreute wurde 1965 eröffnet und ist eine der ältesten Einrichtungen der Evangelischen Heimstiftung in Baden-Württemberg. Im September 2016 wurde mit einem symbolischen Hammerschlag der Startschuss für eine umfassende konzeptionelle, bauliche und inhaltliche Umstrukturierung des Standorts gegeben. Diese betraf alle fünf Häuser der Hansegisreute, die nacheinander für die Zukunft aufgestellt wurden. Ebenfalls im Zuge der Modernisierung bekamen die Häuser eigene Namen: Birkenhain, Eichengrund, Hellenstein, Brenztal und Albblick. Das neue Wohnstift Hansegisreute bietet nun eine große Bandbreite an Wohn-, Pflege- und Betreuungsformen an, die je nach Bedarf und Wunsch individuell wählbar und kombinierbar sind. Insgesamt sind es 162 Pflegeplätze in Pflegeappartements und Einzelzimmern, 94 Betreute Wohnungen und eine Tagespflege für 15 Gäste. Insgesamt 32 Millionen Euro hat das Unternehmen in den Standort Heidenheim investiert, an dem sich zudem die Residenz Stadtwaage befindet. Wohnstift Hansegisreute, Heidenheim +++ Aktuelle Bauprojekte: Thomashaus, Mannheim – Wolfgang-Wanning-Stift, Winnenden – Eduard-Mörike-Haus, Bad Mergentheim – Rehabilitationsklinik, Bad Sebastiansweiler – Fachpflegeheim, Dornstadt – Martin-Haug-Stift, Freudenstadt – Pflegezentrum Gerstetten – 1628Pflegeplätze 948 Betreute Wohnungen 328 Millionen Investition
| Gute Pflege | 2_2023 | 15 Tagespflege Heidenheim – Haus Laurentius, Schönaich – Paul-Collmer-Haus, Stuttgart – Dreifaltigkeitshof, Ulm Es ist schön, dass unser Albrecht-TeichmannStift mit einem deutlich erweiterten Angebot nun gut für die Zukunft aufgestellt ist – auch das wollen wir feiern“, sagt Schneider. Bisher hat die Einrichtung 50 Plätze – nach dem Umbau sind es nun 86 moderne Einzelzimmer und sieben weitere Betreute Wohnungen. Ein zweites neues Atrium sorgt für lichtdurchflutete Räume. Das stationäre Angebot wird nach dem modernen Wohngruppenkonzept betrieben. Das bedeutet, dass jeweils bis zu 15 Einzelzimmer in sogenannten Wohngruppen zusammengefasst und durch eine Küche mit Aufenthalts- und Wohnbereich verbunden werden. Albrecht-Teichmann-Stift, Reichenbach „ Wir haben ein Augenmerk darauf, auch unsere bestehenden Einrichtungen baulich, energetisch und konzeptionell gut für die Zukunft aufzustellen.“ Bernhard Schneider, Hauptgeschäftsfüher der EHS 868Einzelzimmer 408 Betreute Wohnungen 118 Millionen Investition
16 | Gute Pflege | 2_2023 | Pflege im Fokus Deine Botschaft. — Mitarbeitendenbefragung 2022
| Gute Pflege | 2_2023 | 17 Alle vier Jahre findet eine große Befragung unter allen Mitarbeitenden der Evangelischen Heimstiftung in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut Cogitaris statt. Nach der letzten Befragung im Jahr 2018, wurden 2022 erneut Daten erhoben, nun liegt die Auswertung vor. Die Rücklaufquote lag bei 31 Prozent, dies entspricht 2.817 Mitarbeitenden und liegt damit nur vier Prozentpunkte unter dem Ergebnis der letzten Befragung im Jahr 2018. Die Befragung hat im wesentlichen drei Ziele: 1. Mitarbeiterbindung & -zufriedenheit Die Befragung liefert Ergebnisse zur aktuellen Mitarbeitendenbindung und deren Ursachen. 2. Zufriedenheit mit der EHS als Arbeitgeberin Die Ergebnisse ermöglichen auch einen Blick darauf, was sich seit der letzten Befragung 2018 und unter dem Einfluss der Pandemie sowie weiterer Krisen verändert hat. 3. Erfolg durch Lernen Die Befragung soll dazu dienen, voneinander zu lernen und den Blick nach vorne zu richten: Auf Entwicklungen und Maßnahmen für die einzelnen Einrichtungen aber auch den gesamten Konzern. Seit 2001 fragt die Evangelische Heimstiftung ihre Mitarbeitenden regelmäßig danach, wie zufrieden sie mit ihrer Arbeitgeberin sind. Ende 2022 war es wieder soweit. Besonders spannend dabei: Die Befragung fand nach den zweieinhalb Jahren Coronapandemie und unter Einfluss von Energie- und Pflegekrise statt. Und trotzdem: 95 Prozent der Teilnehmenden gaben an, die EHS sei eine gute Arbeitgeberin und genauso viele finden, das Unternehmen hat nach wie vor einen guten Ruf. > > > Pflege 47 % Betreuung 16 % Verwaltung 10 % Hauswirtschaft 8 % Auszubildende 4 % Sonstige 9 % Keine Angabe 6 % Rundungsdifferenzen möglich Zusammen- setzung der Antworten nach Berufsgruppe
beobachten prüfen halten steigern 91 % der befragenten Auszubildenden sind zufrieden mit der EHS als Arbeitgeberin > > > Auswertung Die Ergebnisse werden in einer Handlungsmatrix ausgewertet. Sie stellt die Zufriedenheit mit dem jeweiligen Parameter und dessen Wichtigkeit für die jeweils befragte Person in Zusammenhang. Es kann also genauer unterschieden werden: Wenn eine befragte Person mit einem Faktor unzufrieden ist, dieser jedoch wenig Wichtigkeit hat, beeinflusst eine Veränderung in diesem Bereich die Zufriedenheit nicht deutlich. Wird jedoch ein Faktor mit hoher Wichtigkeit negativ bewertet, besteht ein hoher Handlungsbedarf. Aus dieser Matrix lässt sich also ableiten, welche Handlungsempfehlungen und Maßnahmen tatsächlich zur Gesamtzufriedenheit beitragen. Trotz des Einflusses von Coronapandemie, Energie- und Pflegekrise gaben rund 95 Prozent der Teilnehmenden an, die EHS sei eine gute Arbeitgeberin und genauso viele finden, das Unternehmen hat nach wie vor einen guten Ruf. „Besonders erfreulich ist, dass die Gesamtzufriedenheit mit 80 Prozent nur knapp unter dem Spitzenwert der letzten Befragung in 2018 liegt. Insbesondere in Anbetracht der Pandemie, die uns über den Großteil des Befragungszeitraumes begleitet hat und unter deren direktem Eindruck die Ergebnisse zwangsläufig stehen“, sagt Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider. „Ein herausragendes Ergebnis hat auch die Zufriedenheit unserer über 800 Auszubildenden ergeben, die bei 91 Prozent liegt.“ Pflege im Fokus 80 % der befragten Mitarbeitenden stimmen der Aussage zu: „Ich werde in meinem Team angenommen und unterstützt.“ 18 | Gute Pflege | 2_2023 | Handlungsmatrix Zufriedenheit Wichtigkeit
| Gute Pflege | 2_2023 | 19 > > > Doch auch wenn insgesamt die guten Ergebnisse der letzten Befragungen bestätigt wurden: Die Geschäftsführung nimmt auch die kritischen Stimmen wahr und geht die Dinge mit den Führungsteams gemeinsam an. Die Ergebnisse werden für den gesamten Konzern, aber auch in einer einzelnen Auswertung für jede Einrichtung zur Verfügung gestellt, in Betriebsversammlungen vorgestellt und jeweils am Runden Tisch, gemeinsam mit der Mitarbeitendenvertretung diskutiert sowie entsprechende Maßnahmen abgeleitet. „Mit diesem schrittweisen Vorgehen möchten wir die Zufriedenheit der Mitarbeitenden nachhaltig steigern und die Bindung zur EHS als attraktive Arbeitgeberin stärken“, sagt Schneider. Ein Impulspapier des Referats Personalmanagement unterstützt bei der Planung dieses Prozesses. Zufrieden mit der EHS als Arbeitgeberin
80 % der Befragten können sich vorstellen langfristig bei der EHS zu arbeiten 20 | Gute Pflege | 2_2023 | > > > Umsetzung Hausdirektorin Kerstin Wulle freut sich über eine Zufriedenheit von 97 Prozent im Karl-EhmerStift in Ingersheim. 73 Prozent geben außerdem an, dass sie längerfristig im Unternehmen bleiben wollen. „Trotz der hohen Zufriedenheit wollen wir weiter an uns arbeiten, um unsere Mitarbeitenden auch langfristig zu halten“; sagt Kerstin Wulle. Sie setzt in erster Linie auf Kommunikation. „Wir haben uns in der Dienstbesprechung eingehend mit den Ergebnissen auseinandergesetzt und jetzt Maßnahmen beschlossen, die zum Beispiel mehr Transparenz bei Entscheidungen beinhalten. Nur wer versteht, warum die Dinge sind wie sie sind, kann sie auch akzeptieren und ist dann gleichzeitig zufriedener.“ Wie im Beispiel Ingersheim sollen aus den Ergebnissen der Befragung in allen Einrichtungen individuelle Maßnahmen abgeleitet und umgesetzt werden. „Der Prozess, in dem alle Mitarbeitenden eingebunden sind, drückt nochmal Pflege im Fokus unsere Wertschätzung aus, denn die EHS möchte eine Arbeitgeberin nach den Vorstellungen der Mitarbeitenden sein, so wie es die Arbeitgebermarke verspricht“, bekräftigt Bernhard Schneider. Neben den individuellen Ergebnissen in jeder Einrichtung wurde auch die Heimstiftung als Konzern bewertet. „Mit diesen Ergebnissen beschäftigen wir uns natürlich gerade intensiv“, sagt Schneider. So hat die Befragung ergeben, dass die Mitarbeitenden dem Ansehen des Un- ternehmens viel Gewicht geben und es sogar ihre Bindung beeinflusst. „Das Ansehen ist also eine klare Stärke der EHS, die wir weiter auf diesem hohen Niveau sichern, ausbauen und unseren Mitarbeitenden damit allen Grund geben möchten, stolz auf ihre Arbeitgeberin zu sein“, kommentiert Bernhard Schneider das Ergebnis. Die Zufriedenheit mit der Bezahlung hat sich seit der letzten Befragung um ganze sechs Prozentpunkte verbessert. „Gerade, weil der Pflege immernoch häufig schlechte Bezahlung unterstellt wird, sind wir auf dieses Ergebnis besonders stolz und ich freue mich, dass die Mitarbeitenden das auch anerkennen und schätzen. Gute Pflege braucht gute Bezahlung, die wir mit unserer Tarifbindung an die Arbeitsvertragsrichtlinien der Diakonie Deutschland sicherstellen.“
| Gute Pflege | 2_2023 | 21 Ausblick Berufliche Entwicklung und Förderung sind Leistungsfaktoren, die es laut Befragungsergebnissen zu prüfen gilt. „Wir haben hier schon viele Angebote, wie etwa das Career- und Traineeprogramm sowie auch fachliche Qualifikationen. Diese wollen wir in Zukunft noch deutlicher kommunizieren, aber auch darauf schauen, welche Angebote möglicherweise noch ergänzt oder mehr Mitarbeitenden zugänglich gemacht werden können“, sagt Schneider Verbesserungspotenzial besteht auch in der Personalausstattung. Auf die Frage, ob es im jeweiligen Bereich ausreichend Personal gibt, haben 32 Prozent ihre Zustimmung gegeben. 2018 waren es noch 41 Prozent. „Nach über zwei Jahren im Coronakrisenmodus überrascht uns dieses Ergebnis nicht. Natürlich haben uns die hohen Personalschlüssel in der Pandemie geholfen. Es ist aber auch nachvollziehbar, dass der hohe Druck bei den Mitarbeitenden sehr spürbar wurde. Deshalb arbeiten wir weiterhin daran, die Personalausstattung zu verbessern, etwa durch die Umsetzung der Personalbemessung und neue Arbeitszeitmodelle“, sagt Schneider. Die Zufriedenheit mit der Arbeit insgesamt ist trotz der Krisenjahre in den meisten Detailfragen gegenüber dem Jahr 2018 stabil geblieben. Den leichten Rückgängen bei der Freude an der Arbeit und einer abwechslungsreichen Arbeit stehen Verbesserungen bei der Anerkennung durch das Führungsteam, von Kollegen und vom gesellschaftlichen Umfeld gegenüber. Auch die Information und Kommunikation wurde insgesamt auf ähnlichem Niveau zum Jahr 2018 bewertet. Mitarbeitende geben demnach an, mehr Informationen über ihre Arbeit, ihre Einrichtung und die EHS insgesamt zur Verfügung zu haben. „Wir haben es offenbar geschafft, in herausfordernden Zeiten gute Information und Kommunikation für unsere Mitarbeitenden sicherzustellen, und können jetzt hiervon ausgehend daran arbeiten, den Wert weiter zu verbessern“, sagt Schneider. „Die Botschaften sind angekommen! Bei der Geschäftsführung, aber auch den Leitungsteams vor Ort. Jetzt gilt es dranzubleiben und die Ergebnisse ernst zu nehmen – dafür sind wir alle verantwortlich. Da sind wir auch auf die Offenheit der Kolleginnen und Kollegen angewiesen und auf Ihre Bereitschaft, ins Gespräch zu gehen und gemeinsame Wege zu finden.“ „ Trotz der hohen Zufriedenheit wollen wir weiter an uns arbeiten, um unsere Mitarbeitenden auch langfristig zu halten.“ Kerstin Wulle, Hausdirektorin Karl-Ehmer-Stift Hintergrund der Befragung Seit 2001 führt die EHS regelmäßig Mitarbeitendenbefragungen durch, seit 2018 mit einem überarbeiteten Konzept: Neue Mitarbeitende werden nun bereits nach den ersten sechs Monaten ihrer Tätigkeit zu ihrer Zufriedenheit befragt und auch ehemalige Mitarbeitende werden sechs Monate nach ihrem Ausscheiden um ein Feedback gebeten. Die Befragungen werden von Beginn an in Zusammenarbeit mit dem Marktforschungsinstitut cogitaris GmbH durchgeführt.
22 | Gute Pflege | 2_2023 | 123 Jahre EHS. — Gefragt Regionaldirektorin Karin Stiebler kam 1983 als stellvertretende Küchenleiterin im Martin-HaugStift in Freudenstadt zur Evangelischen Heimstiftung. Sie war in den folgenden Jahren außerdem als Küchenleiterin, Assistenz der Heimleitung und als Hausdirektorin tätig, bevor sie 2000 die erste Regionaldirektion der damaligen Region Heidenheim übernahm. Von 2004 bis heute hat sie die neu gebildete Region Rems/Neckar/Alb geleitet, zu der heute die Einrichtungen AlbrechtTeichmann-Stift, Michael-Hörauf-Stift, Haus am Aspacher Tor, Palmscher Garten, Johanniterstift, Haus im Wiesengrund, Spittler-Stift, BlumhardtHaus, Haus im Schelmenholz und die AmalienResidenz gehören. Von Karin Stiebler übernimmt nun Simone Fink. Seit 1994 war sie als hauswirtschaftliche Betriebsleiterin und Leitung der Beschäftigungstherapie sowie Qualitätsbeauftragte und Auditorin tätig. Nach Abschluss des Traineeprogramms übernahm sie zunächst die Hausdirektion im Württembergischen Lutherstift und später im Haus am Enzpark. Seit Mai leitet sie jetzt als Regionaldirektion die Region Rems/Neckar/Alb. Achim Holl kam 1990 als Pflegedienstleitung im Paul-Gerhardt-Stift in Giengen zur EHS. 2002 übernahm er die Hausdirektion, die er bis 2009 innehielt. Anschließend übernahm er die Hausdirektion in der Hansegisreute in Heidenheim. 2011 wurde ihm die Regionaldirektion Heidenheim übertragen, dazu kam 2017 kommissarisch die Leitung der Region Ulm, bevor er dann seit 2018 für die Region Ulm zuständig war. Zur Region Ulm zählen heute die sieben Einrichtungen Dreifaltigkeitshof, Haus Sonnenhalde, KarlChristian-Planck-Spital, Königin Paulinenstift, Kurt-Ströbel-Haus, Matthäus-Ratzeberger-Stift und der Sonnenhof. Achim Holl übergibt an Christian Muth. Der gelernte Altenpfleger ist seit 2002 bei der EHS. Er studierte Pflegepädagogik und leitet seit 2018 als Hausdirektor das Königin Paulinenstift in Friedrichshafen. Er engagierte sich außerdem sehr für Projekte der Nachhaltigkeit in der Pflege. Im Gespräch berichten die vier Kolleginnen und Kollegen von der Entwicklung des Unternehmens, ihren Höhen und Tiefen in vielen Jahren Pflege und darüber, warum sie immer mutig in die Zukunft sehen wollen. Zwei langjährige Regionaldirektionen verabschiedet die EHS in diesem Jahr in den Ruhestand. Auch ihre Nachfolger sind keine Unbekannten. Sie verbinden ebenfalls schon viele Berufsjahre mit der Heimstiftung. Zusammen kommen Sie auf 123 Jahre im Unternehmen. Pflege im Fokus
| Gute Pflege | 2_2023 | 23 Karin Stiebler, Sie haben knapp 40 Jahre EHS-Geschichte mitgeschrieben, wie hat sich das Unternehmen in dieser Zeit verändert? Stiebler: Wenn ich zurückblicke, war die Heimstiftung zu Beginn meiner Tätigkeit vergleichbar mit einem kleinen Familienunternehmen, alle kannten sich mit Namen. Jetzt, 40 Jahre später, sind wir zu einem Konzern geworden. Ich durfte diese Entwicklung mitgehen. Allen voran als vermutlich größte technische Veränderung, die Einführung des PCs. Die hat auch unsere Arbeit in der Einrichtungsleitung maßgeblich verändert. Natürlich hat sich auch die Struktur des Unternehmens verändert: von den Heimleiter-Ehepaaren, die meist selbst in der Pflegeeinrichtung gelebt haben, zu dem Punkt, an dem wir heute stehen. Und ich denke auch die Generation, die jetzt folgt, hat wieder ein neues Verständnis, das das Unternehmen verändern wird. Achim Holl, was war Ihr persönliches Highlight mit der EHS? Holl: Da muss ich nicht lange überlegen. Das Highlight war auf jeden Fall das Jahr 2018, in dem ich zwei Regionen geleitet habe. Die damalige Regionalleitung in Ulm fiel krankheitsbedingt aus und ich habe mich angeboten kurzfristig einzuspringen – daraus wurde dann ein Jahr, in dem ich für die Regionen Ulm und Heidenheim gleichzeitig die Verantwortung trug. Das war viel Arbeit, aber auch mein Highlight in der Zeit bei der EHS. Als die Übergangsphase dann vorbei war und Jan Mehner Regionaldirektor wurde, übernahm er Heidenheim und ich bin in die Region Ulm gewechselt. Warum sind Sie beide der EHS als Arbeitgeberin so lange Jahre treu geblieben? Stiebler: Ich habe viele Einrichtungen geplant und gebaut, bin sozusagen mit dem Unternehmen groß geworden. Das können glaube ich wenige über sich sagen. Und diese Entwicklungschancen haben es für mich immer ausgemacht. Ich habe mich die letzten 40 Jahre nicht einmal gelangweilt. Ich konnte nicht nur an meiner eigenen, > > > Regionaldirektorin Karin Stiebler Regionaldirektor Achim Holl „ Das gute Für- und Miteinander in der Heimstiftung hat mich immer beeindruckt.“ Achim Holl
24 | Gute Pflege | 2_2023 | Regionaldirektor Christian Muth sondern auch an der Entwicklung des Unternehmens, in unzähligen Agendaprojekten mitwirken. Ich fand es immer toll, wenn es etwas Neues gab, habe mich immer dafür interessiert. Holl: Ich bin ja als Pflegedienstleitung eingestiegen, konnte dann die Haus- und später die Regionaldirektion übernehmen. Diese Entwicklungsmöglichkeiten haben mir sehr gut gefallen und ich konnte mich einfach immer mit meiner Arbeit identifizieren. Außerdem hat mich das gute Für- und Miteinander in der EHS immer beeindruckt. Der ein oder andere Headhunter kam in den Jahren auf mich zu, aber ich habe mich nie erweichen lassen. Karin Stiebler, Sie haben viele Einrichtungen mit aufgebaut, Veränderungen und Menschen begleitet. Wie schwer fällt es da jetzt loszulassen? Stiebler: Leicht fällt es mir nicht und ich habe mir auch reiflich überlegt, ob das der richtige Schritt ist. Aber ich freue mich jetzt, dass Simone Fink übernimmt. Das wird gut werden. 40 Jahre sind ein ganzes Arbeitsleben, jetzt kommen jüngere Menschen mit neuen Ideen, mit einer anderen Sicht auf die Lebens- und Arbeitswelt. Dieser Generationswechsel muss auch in der EHS ein Stück weit stattfinden und gut begleitet werden. Das wird eine neue Art der Arbeit sein, mit neuen Herausforderungen. Achim Holl, nach zwölf Jahren als Regionaldirektor. Was haben Sie mit dieser Aufgabe gelernt, das Sie nicht erwartet hätten? Holl: Dass man mit Geduld, Diplomatie, Konsequenz, Einfühlungsvermögen und Entscheidungsfreude eigentlich jedes Problem lösen kann. Und dass man aus allen Schwierigkeiten auch etwas Positives ziehen kann. Manchmal muss nur etwas Zeit vergehen bis man das erkennt. Und ich habe Themenfelder kennengelernt, die mir davor sehr fremd waren: zum Beispiel alles rund um das Thema bauen. Denn es gab als RD kein Jahr ohne Bauprojekt. > > > Pflege im Fokus Vom Zivildienst zur Regionaldirektion. Wie überzeugend kann ein Arbeitgeber sein. Hatten Sie einen Plan Christian Muth? Muth: Die Frage ist interessant. Aber auch, wenn mein Lebenslauf das vielleicht vermuten lässt: Einen Masterplan für die Karriere hat es nicht gegeben. Die Menschen, die mich hier in Friedrichshafen schon lange kennen, nämlich seit Beginn meines Zivildienstes 2002, kennen mich sogar als einen durchaus freizeitorientierten Menschen. Über die Jahre habe ich mich weiterentwickelt und mir ist es wichtig, mich auch beruflich einzubringen und mitzugestalten. Ich bin sehr dankbar, diese Möglichkeiten bei der EHS zu haben. Deshalb ist sie für mich auch die beste Arbeitgeberin. Ich kann meiner Berufung mit absoluter Überzeugung nachgehen. „ Ich fand es immer toll, wenn es etwas Neues gab, habe mich immer dafür interessiert.“ Karin Stiebler
| Gute Pflege | 2_2023 | 25 Regionaldirektorin Simone Fink Interkulturalität ist mir außerdem ein Anliegen. Schon jetzt arbeiten Menschen aus vielen Nationen in unseren Einrichtungen zusammen, da können wir noch lernen. Demografischer Wandel und Personalmangel werden uns auch beschäftigen. Dass wir genug Menschen haben, um die pflegebedürftigen Menschen weiterhin würdevoll zu versorgen. Das ist auch eine gesamtgesellschaftliche Fragestellung, die wir nicht alleine beantworten können, aber wir können mitsprechen. Fink: Für mich ist es ein Anliegen, die Arbeit in der Pflege attraktiv zu machen. An der Außendarstellung und -wahrnehmung sollten wir dringend arbeiten. Nur so werden wir genug Menschen dafür gewinnen, auch in Zukunft mit uns zu arbeiten. Wir haben da eine große Aufgabe vor uns. Wir haben in der Region außerdem in diesem Jahr die Neueröffnung des Wolfgang-WanningStifts und die Einweihung nach Erweiterung in Reichenbach. Diese Einrichtungen gut an den Start zu bringen, entsprechende Teams aufzubauen, das wird uns in diesem Jahr außerdem beschäftigen. Simone Fink, wie Ihre Vorgängerin sind Sie gewissermaßen eine Quereinsteigerin in der Pflege. Von der Arbeit in der Hauswirtschaft zur Hausdirektion und Regionalleitung. Warum hat Sie die Pflege überzeugt? Fink: Ich sehe mich gar nicht als Quereinsteigerin, denn Pflege ohne Hauswirtschaft funktioniert auch nicht, das ist unmittelbar miteinander verbunden. Von Anfang an habe ich in Pflegeeinrichtungen gearbeitet und das hat mir immer gut gefallen. Als ich zur EHS kam, habe ich die Leitung von Hauswirtschaft und Betreuung übernommen und war somit sozusagen die erste Leitung Alltagsbegleitung, schon bevor es die Berufsbezeichnung überhaupt gab. Die EHS hat mir auch immer die Vereinbarkeit von Beruf und Familie mit Karriereoptionen ermöglicht. Das hat mir so gut gefallen, dass ich bis heute geblieben bin. Zwei neue Regionaldirektionen bedeuten nicht, dass sich jetzt grundsätzlich alles ändert. Aber welche Themen sind euch für die kommende Zeit besonders wichtig? Muth: Für das Thema Nachhaltigkeit brenne ich schon lange und es wird uns sicher auch in der Region Ulm die kommenden Jahre beschäftigen, wie wir nachhaltiger und ökologischer wirtschaften können. Das wird Spaß machen und Energie schenken. Außerdem ist die Digitalisierung ein großes Thema, besonders mit dem Fokus darauf, digitale Möglichkeiten so nutzbar zu machen, dass die Teams in der Pflege auch davon profitieren. > > > „ Ich kann meinen Aufgaben mit absoluter Überzeugung nachgehen.“ Christian Muth
26 | Gute Pflege | 2_2023 | Pflege im Fokus Ich würde gerne noch einmal kurz auf die Attraktivität des Pflegeberufs eingehen. Wie entsteht diese Außenwahrnehmung? Hat das auch etwas mit dem Selbstbild der Pflege zu tun? Fink: Das liegt schon auch an der Pflege selbst. Pflege wird oft negativ dargestellt und die Mitarbeitenden wehren sich wenig. Manche Mythen halten sich hartnäckig, wie etwa die schlechte Bezahlung, obwohl man in der Pflege eigentlich gutes Geld verdient. Wir müssen die Negativschlagzeilen hinter uns lassen, denn niemand möchte einen Beruf erlernen, von dem immer nur in Zusammenhang mit Problemen und Unzufriedenheit gesprochen wird. Wir sind jung, wir vereinen unzählige Kulturen, können viel voneinander lernen. Wir schaffen es, Menschen aus allen Ländern der Welt zu uns zu holen, sie zu binden, zusammenzuarbeiten. Jung, dynamisch, weltoffen und modern. So ist die Pflege. Muth: Die Diskussion ist sehr interessant. Ich stimmte da absolut zu, finde aber gleichzeitig, dass es unsere Branche auch ein Stück ausmacht, dass wir großen Wert auf Ehrlichkeit, auf Wahrhaftigkeit legen. Dass wir offen und unverblümt auch über die negativen Dinge sprechen. Wir sind eine sehr ehrliche Branche, in der sich Menschen vereinen, denen genau das auch wichtig ist. Wir sind keine Schönmaler, die unter falschen Tatsachen Menschen anlocken. Das hat sicher auch etwas mit unseren diakonischen Wurzeln zu tun. Trotzdem stimmt es natürlich, dass wir über die guten Seiten genauso ehrlich sprechen sollten wie über die Schwierigkeiten. Dürften Sie Ihren Vorgängern nur noch eine letzte Frage stellen – welche wäre das? Fink: Was hat dir an deiner Aufgabe am meisten Freude bereitet? Stiebler: Die meiste Freude hat mir bereitet, wenn etwas gelungen ist. Und gelungen ist vieles würde ich sagen. Besondere Freude hatte ich immer daran, wenn ich Menschen auf ihrem Weg begleiten durfte – viele von ihnen sind heute in leitenden Positionen, teilweise Teil der Geschäftsführung. Das begeistert mich. > > > Holl: Verantwortung zu übernehmen, mitzugestalten und Mitarbeitende zu fordern und zu fördern – das hat mir die meiste Freude bereitet. Muth: Bei all den Problemen, die wir in den kommenden Jahren zu lösen haben: Was dürfen wir niemals aus den Augen verlieren? Welchen Fokus müssen wir immer beibehalten? Holl: Ich habe mich jeden Tag gefragt: Was ist mir wichtig? Was berührt mein Herz? Wie will ich welche Entscheidungen treffen? Die Gewissensfrage war mir bei Entscheidungen immer wichtig. Stiebler: Mut und Zuversicht. Das sind zwei gute Wegbegleiter, die ich immer hatte. Man braucht einen gewissen Mut, die Zuversicht, dass es gelingt und viel Durchhaltevermögen. Was hat Ihnen all die Jahre diesen Mut und diese Zuversicht gegeben? Holl: Ganz wichtig war mir immer die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Regional- und Hausdirektionen sowie der Zentrale. Aber auch die Unterstützung meiner Familie, insbesondere meiner Frau, ohne die das nicht möglich gewesen wäre. Und nicht zuletzt mein Glaube: die Gewissheit, dass Gottes Hand mich auffängt, auch wenn ich denke, es geht nicht mehr weiter. Stiebler: Dass ich immer Kolleginnen und Kollegen hatte, zu denen ich gehen konnte, die ich fragen konnte. Sei das in den Einrichtungen oder in der Zentrale. Gemeinsam haben wir ein großes Wissen. Wenn wir das verknüpfen, ist das gar kein Problem. Man muss nachfragen, zuhören und viele Gespräche führen. Nicht übereinander oder durcheinander, sondern miteinander. Dann schaffen wir auch die nächsten 40 Jahre. „ Jung, dynamisch, weltoffen und modern. So ist die Pflege.“ Simone Fink
| Gute Pflege | 2_2023 | 27 Beratend. — Das Gute-Pflege-Center Die Suche nach einem dringenden Pflegeplatz, die Unterstützung bei der Pflege nahestehender Personen oder die Beratung in Sachen Finanzierung können eine große Belastung für Menschen darstellen. Das Gute-Pflege-Center hilft weiter. Ein Pflegebedarf tritt häufig kurzfristig ein. Die Angebote sind vielfältig, Verfügbarkeit begrenzt. Die Abläufe sind komplex und Regularien zur Finanzierung der Leistungen umfangreich. Angehörige fühlen sich angesichts dieser Aufgabe häufig erst einmal überfordert. Seit Mai 2022 bietet die EHS mit ihrem Gute-PflegeCenter professionelle und individuelle Beratung – online und telefonisch. Ob Umzug in eine Pflegeeinrichtung oder Bedarfsermittlung sowie allgemeine Fragen zu Leistungen und Angebo- ten – die fachlich ausgebildeten Mitglieder des Teams helfen gerne weiter. „Wir haben als Heimstiftung umfassende Angebote in Sachen Wohnen, Pflege und Betreuung. Dreh- und Angelpunkt ist dabei immer der individuelle Bedarf – und so haben wir auch unser Gute-Pflege-Center aufgebaut“, sagt Hauptgeschäftsführer Bernhard Schneider. „Das Gute-Pflege-Center (GPC) ist aus der Beobachtung entstanden, dass viele Menschen ihren Bedarf zwar beschreiben können, aber nicht genau wissen, welches Angebot an Pflege, Betreuung und Wohnen diesen Bedarf am besten abdeckt. Diese Beratungsleistung übernimmt das GPC – und zwar je nach Vorliebe entweder digital oder telefonisch.“ Onlineberatung Der schnellste Weg zum passenden Angebot ist die Onlineberatung des GPC. Die Interessierten beantworten wenige Multiple-Choice-Fragen und beschreiben so ihren Bedarf. Dieser wird dann vom Algorithmus mit den Angeboten der Heimstiftung zusammengebracht – am Ende werden konkrete Einrichtungen vorgeschlagen, die dem Bedarf begegnen. Im Anschluss haben Nutzerinnen und Nutzer die Wahl: Anruf vor Ort Pflege im Fokus > > >
28 | Gute Pflege | 2_2023 | Pflege im Fokus oder digitale Vereinbarung eines Rückrufs durch das GPC. Im zweiten Fall liegen dem Beratungsteam im GPC bereits die Angaben aus der Onlineberatung vor, sodass offene Fragen zielgerichtet geklärt werden können. „Die Onlineberatung ist für digital affine Menschen sinnvoll“, erklärt GPC-Leiterin Stefanie Weber, „oder für Menschen, die außerhalb der klassischen Arbeitszeiten anfragen möchten, für alle anderen ist das Team telefonisch verfügbar“. Telefonische Beratung Auch wenn immer mehr Menschen digital unterwegs sind – beim Thema Pflege ist die persönliche Beratung nach wie vor wichtig und in manchen Fällen auch noch unersetzlich. Deshalb ist das GPC von Montag bis Freitag 8 bis 17 Uhr auch telefonisch erreichbar. „Das sind oft sehr dringende Anfragen, etwa wenn ein Pflegeplatz nach einem Krankenhausaufenthalt sofort gebraucht wird“, erklärt Stefanie Weber, „oder auch viele Fragen bezüglich Kosten und Leistungen der Versicherung“. Entlastung der Teams vor Ort Neben der professionellen Beratung von Pflegebedürftigen und Angehörigen sorgt das GPC auch intern für Entlastung. Anrufe und E-Mails, die bisher in den Einrichtungen ankamen, können jetzt zentral gesammelt und bearbeitet werden. An einer Stelle, die regional- und bedarfsübergreifende Angebote im Blick hat. Das führt die Kundinnen und Kunden schneller zum Ziel und spart Ressourcen vor Ort in den Einrichtungen. „Manchmal fragen die Menschen einen stationären Platz an, wir merken aber im Gespräch, dass auch die Mobilen Dienste oder eine Tagespflege den Bedarf abdecken können“, erklärt Stefanie Weber. >>> Weitere Informationen: www.ev-heimstiftung.de/gute-pflege-center > > > Beispiele der Online- beratungsseiten des Gute-Pflege-Centers
| Gute Pflege | 2_2023 | 29 Angebote der EHS Das Leistungsangebot der EHS ist vielfältig und deckt ein weites Feld von Kundenbedürfnissen ab. Vom stationären Pflegeheim, über Mobile Dienste, Betreute Wohnungen, Tagespflegen und Wohngemeinschaften bis hin zu WohnenPLUS-Residenzen und Junger Intensivpflege richten sich die Leistungen und Angebote an Menschen in unterschiedlichen Lebenssituatio- nen, mit vielfältigem Unterstützungs-, Betreu- ungs- und Pflegebedarf. Übergänge zwischen Lebenssituationen (und damit Unterstützungsbedarfen) sind oft fließend und nicht einfach zu bewerten. „Erst einmal einzuordnen, welches unserer Angebote überhaupt passend und hilfreich sein könnte, das klären wir gemeinsam mit Ihnen“, sagt Stefanie Weber. Die Heimstiftung bietet nicht nur vielfältige Leistungen, Wohn- und Betreuungsformen, sondern mit ihren 171 Einrichtungen in ganz Baden- Württemberg auch eine große regionale Flexibilität. „Ein passendes Angebot gibt es vermutlich direkt in ihrer Nähe. Wir finden es gemeinsam.“ Andererseits haben Pflegeeinrichtungen einen hohen Auslastungsgrad und die kurzfristige Verfügbarkeit von Leistungen kann zur Herausforderung werden. „Deshalb freue ich mich ganz besonders, dass wir mit unserem Gute-Pflege-Center unsere potenziellen Kundinnen, Kunden und deren Angehörigen unterstützen können und damit zumindest von einem Teil der Herausforderungen, die bei Pflegebedarf entstehen, schnell, persönlich und zielführend entlasten können“, sagt Bernhard Schneider. Bei Fragen zum Thema Pflege und Betreuung ist es sinnvoll sich frühzeitig zu informieren
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