26 | Gute Pflege | 2_2023 | Pflege im Fokus Ich würde gerne noch einmal kurz auf die Attraktivität des Pflegeberufs eingehen. Wie entsteht diese Außenwahrnehmung? Hat das auch etwas mit dem Selbstbild der Pflege zu tun? Fink: Das liegt schon auch an der Pflege selbst. Pflege wird oft negativ dargestellt und die Mitarbeitenden wehren sich wenig. Manche Mythen halten sich hartnäckig, wie etwa die schlechte Bezahlung, obwohl man in der Pflege eigentlich gutes Geld verdient. Wir müssen die Negativschlagzeilen hinter uns lassen, denn niemand möchte einen Beruf erlernen, von dem immer nur in Zusammenhang mit Problemen und Unzufriedenheit gesprochen wird. Wir sind jung, wir vereinen unzählige Kulturen, können viel voneinander lernen. Wir schaffen es, Menschen aus allen Ländern der Welt zu uns zu holen, sie zu binden, zusammenzuarbeiten. Jung, dynamisch, weltoffen und modern. So ist die Pflege. Muth: Die Diskussion ist sehr interessant. Ich stimmte da absolut zu, finde aber gleichzeitig, dass es unsere Branche auch ein Stück ausmacht, dass wir großen Wert auf Ehrlichkeit, auf Wahrhaftigkeit legen. Dass wir offen und unverblümt auch über die negativen Dinge sprechen. Wir sind eine sehr ehrliche Branche, in der sich Menschen vereinen, denen genau das auch wichtig ist. Wir sind keine Schönmaler, die unter falschen Tatsachen Menschen anlocken. Das hat sicher auch etwas mit unseren diakonischen Wurzeln zu tun. Trotzdem stimmt es natürlich, dass wir über die guten Seiten genauso ehrlich sprechen sollten wie über die Schwierigkeiten. Dürften Sie Ihren Vorgängern nur noch eine letzte Frage stellen – welche wäre das? Fink: Was hat dir an deiner Aufgabe am meisten Freude bereitet? Stiebler: Die meiste Freude hat mir bereitet, wenn etwas gelungen ist. Und gelungen ist vieles würde ich sagen. Besondere Freude hatte ich immer daran, wenn ich Menschen auf ihrem Weg begleiten durfte – viele von ihnen sind heute in leitenden Positionen, teilweise Teil der Geschäftsführung. Das begeistert mich. > > > Holl: Verantwortung zu übernehmen, mitzugestalten und Mitarbeitende zu fordern und zu fördern – das hat mir die meiste Freude bereitet. Muth: Bei all den Problemen, die wir in den kommenden Jahren zu lösen haben: Was dürfen wir niemals aus den Augen verlieren? Welchen Fokus müssen wir immer beibehalten? Holl: Ich habe mich jeden Tag gefragt: Was ist mir wichtig? Was berührt mein Herz? Wie will ich welche Entscheidungen treffen? Die Gewissensfrage war mir bei Entscheidungen immer wichtig. Stiebler: Mut und Zuversicht. Das sind zwei gute Wegbegleiter, die ich immer hatte. Man braucht einen gewissen Mut, die Zuversicht, dass es gelingt und viel Durchhaltevermögen. Was hat Ihnen all die Jahre diesen Mut und diese Zuversicht gegeben? Holl: Ganz wichtig war mir immer die Zusammenarbeit mit den Kolleginnen und Kollegen der Regional- und Hausdirektionen sowie der Zentrale. Aber auch die Unterstützung meiner Familie, insbesondere meiner Frau, ohne die das nicht möglich gewesen wäre. Und nicht zuletzt mein Glaube: die Gewissheit, dass Gottes Hand mich auffängt, auch wenn ich denke, es geht nicht mehr weiter. Stiebler: Dass ich immer Kolleginnen und Kollegen hatte, zu denen ich gehen konnte, die ich fragen konnte. Sei das in den Einrichtungen oder in der Zentrale. Gemeinsam haben wir ein großes Wissen. Wenn wir das verknüpfen, ist das gar kein Problem. Man muss nachfragen, zuhören und viele Gespräche führen. Nicht übereinander oder durcheinander, sondern miteinander. Dann schaffen wir auch die nächsten 40 Jahre. „ Jung, dynamisch, weltoffen und modern. So ist die Pflege.“ Simone Fink
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