Ausgabe 1/2024

12 | Gute Pflege | 1_2024 | Hannes: Mir ist es selbst noch einmal bewusst geworden: Ich bin tatsächlich die personifizierte Mehrheitsgesellschaft. Ich habe die durchschnittliche Hautfarbe, die durchschnittliche Kirchenzugehörigkeit, ich bin eine hetero Person und ich habe im Moment sogar ziemlich genau das deutsche Durchschnittsalter. Ich kann selbst zu Vielfalt oder Diskriminierung überhaupt keine eigenen Erfahrungen beitragen. Trotzdem finde ich es gut, dass ihr eine Person wie mich zum Gespräch gebeten habt. Wir können die Frage, wie wir als Gesellschaft oder Unternehmen mit Dimensionen von Vielfalt umgehen, nicht delegieren an unsere Kollegin- nen und Kollegen, die vielleicht aufgrund dieser Vielfaltsdimensionen sowieso schon extra viel leisten. Wir müssen das gemeinsam machen. Diese Überzeugung treibt mich bis heute an. Ich möchte in einem Unternehmen arbeiten, das sich aktiv mit Vielfalt, Rassismuskritik und Chancengerechtigkeit auseinandersetzt. Alexandra: Danke dir dafür. Beate, provokativ gefragt: Haben wir aktuell in der Pflege nichts Besseres zu tun, als uns damit zu beschäftigen? Beate: Also ganz ehrlich? Nein. Wir haben noch andere sehr wichtige Themen, gar keine Frage. Aber ich glaube tatsächlich, erst wenn wir Menschen eben nicht mehr nach Herkunft, nach Hautfarbe, nach Besonderheit, nach sexueller Orientierung, nach Religion beschreiben, sondern nach Fähigkeit, nach Persönlichkeit und Wertekontext – erst dann sind wir in einer modernen und leistungsfähigen Gesellschaft angekommen. Das ist meine tiefe Überzeugung. Alexandra: Warum ist es wichtig, dass die Heimstiftung als Arbeitgeberin dieses Thema setzt? Michael: Gerade in meinem Bezug auf die Homosexualität, glaube ich, haben wir einfach das Evangelische im Namen und müssen hier vielleicht nochmal explizit unsere Offenheit deutlich machen. In meinen fast 16 Jahren bei der EHS habe ich diesbezüglich eigentlich gar keine Diskriminierung von Arbeitgeberseite erfahren. Bei Kundinnen und Kunden gab es da schon andere Situationen, aber auch das verändert sich gerade. Da sollte man sicher kritisch darauf schauen, aber aus meiner Perspektive geht die EHS als Unternehmen gut damit um und darf sich das auch auf die Fahne schreiben. Wir können damit zeigen, dass ich als gläubiger Christ homosexuell sein kann und mich das nicht ausschließt. Alexandra: Wir schauen uns immer wieder an wie vielfältig die EHS ist – unter den Mitarbeitenden definitiv, in der Führungsebene ist da bestimmt noch Luft nach oben. Brauchen wir eine Quote? > > > „ Ich sehe es als meine Aufgabe, das Thema Vielfalt in all seiner Vielschichtigkeit, den Mitarbeitenden nahezu- bringen.“ Michael Dohrmann, Hausdirektor Haus im Schlösslesgarten, Eberdingen-Hochdorf Pflege und Politik

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