Ausgabe 3/2024

| Gute Pflege | 3_2024 | 9 „ Mein Vater war ein wahrer Geschichten-Erzähler. Er konnte einen richtig in seinen Bann ziehen.“ Karin Cwerenz, Tochter von Egon Sodan Karin Cwerenz. „Doch irgendwann ging es nicht mehr“. Die Erinnerung an dieses Eingeständnis wiegt bis heute schwer. Während sie erzählen schauen die beiden sich immer wieder an, wie um sich gegenseitig zu bestätigen: Es ging nicht mehr. Der Umzug war die einzige Option. „Wir haben die Auswirkung dieser Pflege zu Hause ab einem gewissen Punkt auch körperlich und psychisch gespürt. Die große Verantwortung, rund um die Uhr auf Abruf bereit zu sein und das über Jahre. Wir leben in einem Reihenhaus – baulich hätte es da keine Möglichkeit gegeben, ihn ganz bei uns aufzunehmen“, erzählt Andreas Cwerenz. Die ersten Wochen nach dem Umzug ins Pflegeheim waren schwer. Nach und nach wird aber klar: Die Entscheidung war gut und richtig. „Wir können gar nicht in Worte fassen, wie froh wir sind uns hier für das Haus im Schlösslesgarten entschieden zu haben. Alles ist sehr persönlich und gleichzeitig professionell. Wir fühlen uns als ganze Familie gut betreut und unterstützt.“ Auch der Vater und Schwiegervater ist in der neuen Umgebung angekommen. Heute weiß Egon Sodan selbst zwar nicht mehr wo er ist, aber er fühlt sich dennoch wohl, wenn er mit seinem Rollator durch die Gänge streift. Seine Familie ist regelmäßig zu Besuch. Karin und Andreas Cwerenz erkennt er bis heute, die Enkeltöchter nur noch an manchen Tagen. Auch wenn er immer weniger Menschen wiedererkennt, alle im Haus kennen ihn. Kein Gang durch das Haus verläuft ohne ein kurzes Gespräch. Wahrscheinlich beginnt es ungefähr so: „Mein Gott Walter...“ Wenn er nach dem Sonntagsspaziergang mit der Familie aus dem Garten zurückkehrt, hat er eine Frage: „Wo sind wir hier?“ „Das ist das Pflegeheim und wir sind in deinem Zimmer“, antwortet Tochter Karin. „Was mache ich in einem Pflegeheim?“ fragt er noch zurück. Doch dann wendet er sich interessiert dem gerahmten Bild eines Mehrfamilienhauses zu, das an seiner Zimmerwand hängt. Und beginnt zu erklären: „Ganz oben links, da haben wir gewohnt. Rechts daneben Familie Schmidt*…“ * Name von der Redaktion geändert

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