10 | Gute Pflege | 1_2025 | Erfahrungen. — Als Seelsorger in Bad Sebastiansweiler Schon seit geraumer Zeit hatte mich der damalige Geschäftsführer der Klinik Bad Sebastiansweiler eingeladen, ob ich nicht einmal für eine Woche die Seelsorge im Haus übernehmen möchte. Im Wechsel mit anderen Kolleginnen und Kollegen im Ruhestand. Ich gebe zu, dass ich die Anfrage hinhaltend beantwortet habe. Aus verschiedenen Gründen. Man kann ja immer sagen, man hat keine Zeit. Aber es war durchaus auch die Frage: Kann ich so etwas überhaupt? Es ist ja nicht so, als sei man als Dekan im Ruhestand auch gleich der geborene Krankenhausseelsorger. Aber schließlich habe ich mich doch aufgerafft und zugesagt. Schließlich ist so eine Aufgabe für einen Dekan im Ruhestand und erst recht für den stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden ein Perspektivwechsel, den man sich gut einmal zumuten kann. Es hat ja auch etwas für sich, zu erleben, wie die Dinge, über die man am grünen Tisch immer wieder entscheiden muss, „in echt“ aussehen. Man soll ja vom diakonischen Profil auch nicht immer nur reden, sondern sollte sehen, was es im richtigen Leben bedeutet. Also packe ich mein Köfferchen und melde mich montags vormittags in Bad Sebastiansweiler an der Rezeption. Ganz wichtig: Ich bekomme ein Namensschild, das mich als Hausseelsorger gewissermaßen akkreditiert, und einen gewaltigen klappernden Schlüsselbund. Der wichtigste Schlüssel ist der zum „Fächle“, in dem sich jeden Tag die Liste der zugehenden und abgehenden Patientinnen und Patienten vorfindet. Meine erste Amtshandlung ist das mittägliche Tischgebet, pünktlich um zwölf Uhr. Ich setze mich an meinen Platz, der mit einer Glocke und einem Mikrofon ausgestattet ist. Wozu die Glocke dient, weiß ich nicht. Ich nehme das Mikrofon und stelle mich in die Mitte, klopfe ein bisschen, ob es auch tut, und – der ganze Saal wird still. Je nach dem Therapieplan sind manche schon früher da, andere kommen etwas später. Ich stelle mich vor. Seelsorge spielt auch in der Rehaklinik der EHS in Bad Sebastiansweiler eine wichtige Rolle. Martin Luscher, stellvertretender Vorsitzender des Aufsichtsrats der EHS und Dekan i.R. übernimmt diese ehrenamtliche Aufgabe seit 2020 für eine Woche im Jahr. Ein persönlicher Bericht über seine Erfahrungen und Erlebnisse. > > > Pflege der Seele
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